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Alt 04.02.2012, 11:14   #3
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asphaltwaldwesen
 
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liebe larin,

ein besonders feines lied hast du hier geschrieben. über das vermissen, über ungewissheit, sehnen.
in den ersten zwei strophen baust du eine ganz feine, reiche stimmung auf - voller schönster bilder und mit einer wunderbaren melodie! in der letzten strophe dann die erklärung für die stimmung - auch hier sehr gefühlvoll und doch ohne jegliches pathos.

das gefällt mir sehr sehr gut.
aber ich muss chavali recht geben. die strophen 2 und 3 wollen nicht so recht fließen - und auch ich sehe die füllwörter als dafür verantwortlich und würde radikal einkürzen in einigen zeilen:

Zitat:
Wenn der Abend durch die Felder geht
und der Mond sich als Laterne
an den Himmel hängt, dann weht
Nachtwind kühler und von ferne
singt die Amsel auf den Hügeln
wohl ihr schönstes Dämmerlied -

Wenn der Abend durch die Felder geht
und die Menschen in den Zimmern
Lichter machen, tropfend Zeit verweht,entweder verweht die zeit oder sie tropft... ?
bald am Firmament die ersten Sterne schimmern, "bald" impliziert ohnehin den beginn des sternen-schimmerns. "ersten" ist zu lang und kann ruhig weg.
nachtgeborn von Osten; noch mit schweren Flügeln auch hier silbenreduktion nötig
sich ein Wolkenschatten rasch ins Dunkel flieht - hier komplett umstellen, um die silbenanzahl zu reduzieren, ohne die aussage zu ändern. s.u.

Wenn der Abend durch die Felder geht,
kann es sein, dass ich vielleicht ein Brieflein schreibe, vielleicht ist doppelmoppel von "kann es sein"
eines nur, nur eins - vielleicht zu spät?
Fragend bricht mein Blick sich an der Fensterscheibe: silbenzahl !
Liebster, grollst du mir? Warum? Ach, komm und bleibe! s.o.
Denn ich bin des Wartens viel zu müd,
da der Abend doch durch alle meine Felder geht.
in der schlusszeile würde ich es so lassen. trotz der paar silben mehr.

dann sähe dein text so aus:

Zitat:
Zitat von a.c.larin Beitrag anzeigen
Wenn der Abend durch die Felder geht
und der Mond sich als Laterne
an den Himmel hängt, dann weht
Nachtwind kühler und von ferne
singt die Amsel auf den Hügeln
wohl ihr schönstes Dämmerlied -

Wenn der Abend durch die Felder geht
und die Menschen in den Zimmern
Lichter machen, Zeit verweht,
bald am Firmament die Sterne schimmern,
nachtgeboren, noch mit schweren Flügeln
Wolkenschatten sich ins Dunkel flieht -

Wenn der Abend durch die Felder geht,
kann es sein, dass ich ein Brieflein schreibe,
eines nur, nur eins - vielleicht zu spät?
Fragend bricht mein Blick sich an der Scheibe:
Liebster, grollst du mir? Ach, komm und bleibe!
Denn ich bin des Wartens viel zu müd,
da der Abend doch durch alle meine Felder geht.
ich mach das ja nicht oft und fühl mich da immer reichlich "invasiv". aber es ist ja auch nur eine veranschaulichung und hier fand ich tatsächlich deine urversion ein wenig "zäh" zu lesen nach dem fließenden start in strophe 2 und das wiederum schade. vielleicht ist ja etwas von den vorschlägen für dich brauchbar...



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