Hi Chavi,
ja, manchmal muss das raus, vor allem wenn es leicht fließt, wie dieser Text. Dann hat es vorher mal wieder kräftig rumort und die Gedanken, die einen beschäftigten, suchen eine Formulierung, um sie aufs Papier zu bringen und für die Nachwelt festzuhalten.
Mehr wird das nicht bringen, da gebe ich dir vollkommen Recht.
Der Dichter kann wirklich nur mit der Feder auf die Dinge zeigen.
Aber das ist wohl auch seine Aufgabe, zumindest empfinde ich das so für mich.
Ich habe die Gedichte von Kurt Tucholsky jetzt schon mehrfach gelesen, weil sie mich immer wieder faszinieren und in eine ferne Zeit entführen, von der wir eigentlich wirklich wenig wissen.
Seine Hauptschaffenszeit war von kurz vor dem ersten Weltkrieg bis 1935 und das war schon eine schlimme Zeit.
Aber durch seine Gedichte wird es möglich, an den damaligen (politischen) Ereignissen und der Gesellschaft teilzuhaben.
Er hat m. E. ein ganz großes Werk hinterlassen.
Einige mögen ihn überhaupt nicht, weil er sich den Linken zugewandt hat.
Das war aber nur eine Notwendigkeit in seinem Kampf mit der Feder gegen die Nationalen.
Nein, es hat nichts genützt, aber es könnte uns heute nützen, um nie wieder dieselben Fehler zu machen, die unsere Vorfahren einst machten.
Und damit ist doch auch schon etwas erreicht, oder?
Dankefein fürs "Bravissimo" und das Lob...
Servus larin,
ich fange mal hinten an...
Ich wünschte mir auch, daß dies alles nur ein Irrtum wäre, doch ich befürchte, gar nicht so weit an den Tatsachen vorbei geschrieben zu haben.
Du sagst ja selbst, daß dieser Text passgenau geschrieben wurde, denn es stehen ja dort überwiegend Dinge, die wir von den Medien täglich um die Ohren gehauen bekommen.
Zitat:
die arbeitswelt in europa wird härter, ist härter geworden.
allerdings ist das noch lange nichts gegen die bedingungen, die in der dritten welt vorherrschen. (hab unlängst einen videoclip gesehn über die art und weise, wie in indien schuhe produziert werden - zum gruseln!)
vielelciht ist es doch so,wie mir mal jemand, der beruflich viel auf der welt herumreist, erklärte: wir jammern ( noch) auf hohem niveau!
|
Ich höre das Argument von der dritten Welt immer wieder, aber ich finde es nicht angebracht, weil es darum gar nicht geht.
Wenn unsere Bedingungen härter würden, damit es der dritten Welt im Gegenzug besser ginge, dann könnte ich damit ja noch klaglos leben, aber das ist ja eben nicht der Fall. Hier geht es immer schlechter und dort bleibt der Zustand, so wie er immer war.
Und das kritisiere ich, mehr nicht und dafür gibt es Verantwortliche.
Zitat:
ob nun inidizien zu erkennen sind, dass sich hier eine verhältnisumkehr ankündigt, vermag ich nicht zu sagen, aber eines ist klar: auf der welt herrscht starkes ungleichgewicht und jeder, der was hat, fürchtet, es zu verlieren.
|
Das ist richtig und ich finde, dagegen ist auch nichts einzuwenden, es ist sein gutes Recht.
Wenn wir mal anfangen würden, daß Ungleichgewicht so zu verändern, daß das untere Niveau angehoben wird, wäre schon etwas erreicht.
Wenn das Ungleichgeweicht aber so ausgeglichen werden soll, daß nur das obere Niveau sich nach unten bewegt und sich somit dem unteren, wenn auch (noch) ganz langsam, nähert, dann ist da etwas nicht in Ordnung und dann darf das auch ausgesprochen werden, ohne daß es als Jammern auf hohem Niveau ausgelegt wird.
Zitat:
wenn die sozialen spannungen weiter wachsen, kann das zu einem gefährlichen brand führen.
|
Oh ja, dem stimme ich vorbehaltlos zu.
Die ersten Anzeichen sind ja schon vorhanden und deshalb sollte dem entgegengewirkt werden.
Es geschieht aber nichts dergleichen, ganz im Gegenteil, die Stimmung wird immer weiter aufgeheizt und zwar in einem fatalen Sinne, weil es auf der politischen Ebene keine nennenswerten Erfolge zu verzeichnen gibt.
Im Gegenteil, jedes Mal wenn man denkt, es kann doch jetzt nicht mehr schlimmer kommen, setzt irgendwer noch einen oben drauf und wenn gar nix mehr läuft, muss sich je nach Laune der Golfstrom abkühlen oder, ganz aktuell zur Zeit, erwärmen.
So genau wissen sie es aber auch nicht...
Zitat:
das ist ein übliches gruppendynamisches phänomen: wenn der druck in einer gesellschaft steigt, werden "sündenböcke" gesucht. ( da sind wir in der emotionalen entwicklung gar nicht so weit weg von den brandopfern der alten hochkulturen)
|
Nun ja, aber irgendjemand muss ja verantwortlich dafür sein.
Und in den meisten Fällen sind es die politischen Führer, die versagt haben, denn ein zufriedenes Volk wird nicht aufbegehren, von Vereinzelten mal abgesehen, die gibt es ja immer.
Zitat:
heute sind wir "zivilisierter" - es lassen sich auch mediale tötungen vornehmen.
|
An wem liegt das denn?
An den "medialen Mördern" oder an dem blöden Publikum, was sich an den Skandälchen aufgeilt und damit die Einschalt- oder Auflagenquoten in die Höhe treibt?
In der neoliberalen Marktwirtschaft ist alles möglich: Der Kunde bekommt das exklusiv ins Haus geliefert, was er gerne haben möchte, nicht wahr?
Er muss nur dafür zahlen können...
Zitat:
die politiker nur zu verteufeln könnte letztlich dazu führen, dass niemand mehr führen will - und die, die es dann noch wollen, sind erst recht die teufel.....
|
Jetzt muss ich aber mal lachen. Diese Spezies wird niemals aussterben.
Die hat es gegeben, als die Menschen noch auf den Bäumen lebten und die wird es noch geben, wenn sie wieder auf Bäumen leben (wenn sie sich nicht vorher mit der Keule alle gegenseitig die Birne eingeschlagen und ausgerottet haben).
Zitat:
für mich macht es keinen sinn, den fokus alluzsehr auf die schlechten dinge zu richten. man muss sie im blick haben, gewiss.
|
Das Problem dabei ist, es gibt leider momentan aus dieser Richtung von guten Dingen nichts zu berichten.
Ich suche verzweifelt, doch ich finde einfach nichts.
Was ist gut?
Daß z. B. die Teuerungsrate in Deutschland erstmals seit einiger Zeit wieder unter ein gewisses Niveau gefallen ist?
Da haben wir der bösen Inflation doch wieder mal ein Schnippchen geschlagen, nicht wahr?
Na klar, meine Lebenshaltungskosten verteuern sich um 2 %, mein Einkommen steigt nicht, aber die Inflation haben wir fest im Griff.
Nur daß die Inflation ja die Ursache aller Preissteigerungen ist, wird nicht dabei erwähnt. Ist ja auch eigentlich logisch, oder? Aber die Teurungsrate!
Zitat:
fokussieren sollte man trotzdem in der anderen richtung.
|
Und aus dem Grunde tun unsere Politiker und die Medien das auch.
Sie verkaufen uns die bittere Wahrheit im schönen Gewande von positiven Allegorien, um die Stimmung nicht in eine ungünstige Richtung zu beeinflussen.
Und das funktioniert.
Man muss es nur anders fokussieren.

(Nimm das jetzt bitte nicht persönlich, ich weiß ja, wie du das gemeint hast.

)
Zitat:
das unterbewusstsein hält sich nämlich an die bilder, die wir ihm vorhalten und steuert sie genau an.....
|
Eben. Und deshalb: Alles ist gut.
Zitat:
in diesem sinne: möge nicht so heiß, gegessen werden, wie wie alle kochen!
|
Richtig. Aber so richtig kräftig ablästern dürfen wir doch auch mal, oder?
Wir haben doch sonst mit denen nix zu lachen...
Und bezahlen müssen wir den ganzen Mist auch noch, also lasst mich doch einfach manchmal darüber schreiben.
Ich freue mich aber, daß dir der Text, obwohl es unpassend ist, "gefallen" konnte und bedanke mich für die vorgebrachten Gedanken...
Vielen Dank für eure Kommis...
Liebe Grüße
Bis bald
Falderwald