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Alt 01.02.2012, 22:39   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hallo Sidgrani,

so so, eine himmlische Debatte haben wir hier also.

Wenn ich das richtig interpretiere, dann diskutieren dort im Wechsel ein Satan und ein Gott.
Der Satan in dunkelgrauer Schrift und der Gott in Lila (wenn die Farben nicht stimmen, dann bitte ich, mir das nachzusehen, da ich ein farbgestörtes Sehen habe).

Auf der anderen Seite könnte man auch einen schizophrenen Gott darin erkennen, der in einem Selbstgespräch mit sich im Clinch ist.
Das begründe ich damit, weil einem Teufel eigentlich nichts an der Schönheit der Erde (1.Strophe) gelegen sein kann.
Außerdem kritisiert dieser die Menschen selbst sehr heftig (3.Strophe).

Wie auch immer, es wird eifrig debattiert, ja fast schon gestritten, ob es wirklich gut wäre, die Menschen auf den schönen Planeten Erde loszulassen. (S1)
Das Gegenargument lautet: Ohne Menschen keine Liebe und keine Hoffnung, sondern nur animale Triebe. (S2)

-An dieser Stelle muss ich aber mal nachfragen, wofür es der Liebe und der Hoffnung überhaupt bedarf, wenn es keine Menschen gibt.
Braucht so ein Gott das als Belustigung, als großes Kinospektakel sozusagen?

Nun kommen die schon erwähnten negativen Eigenschaften der Menschen ins Spiel, mit dem erneuten Appell, diese nicht loszulassen, weil sie, im Umkehrschluss, der Welt schaden würden. (S3)

Der Himmel scheint aber voller Seelen zu sein, so daß dieser Gott sie wohl unbedingt loswerden will. (S4)

-Hier fehlt mir ehrlich gesagt ein wenig die Begründung. Wo kommen diese Seelen denn alle her und warum wollen sie sich unbedingt vermählen?
Woher und warum haben sie diesen "Trieb"?

Jetzt werden die Worte deutlicher, dieser Gott wird ein Narr gescholten und es werden ihm die Konsequenzen für sein Vorhaben aufgezeigt. (S5)

Doch jener spricht ein Machtwort und begründet dies mit dem Gleichgewicht der Relationen, für die hier stellvertretend Gut und Böse angeführt werden.
Er schickt den Satan und seine Engel direkt mit den zweien (wieso jetzt nur zwei, wenn so viele Seelen auf ihre Geburt warten?) runter auf die Erde. (S6)

Das Fazit aus diesem Text wäre also, daß die Menschen nur der Relationen wegen auf die Erde geschickt werden.

Hm, so ganz eingängig wird mir das nicht, denn das System der Welt würde auch prima ohne den Menschen funktionieren.
Was will dieser Gott also wirklich?

Bei allen Glaubensrichtungen stört mich eigentlich das Dogma eines allwissenden und allmächtigen Schöpfers, der eine unvollkommene Welt mit unvollkommenen Wesen erschafft, die sich nur deshalb eine Weile halten können, weil sie die Lebensenergie anderer lebendiger Wesen zu sich nehmen müssen.
Und am Ende müssen sie selbst sterben.

Ein Wesen, das sich selbst und seines eigenen Todes bewusst ist, zu erschaffen, ist in meinen Augen ein riesengroßes Verbrechen gegen die (göttliche) Liebe selbst, aus der das menschliche Leben ja angeblich entspringen soll.
Niemand wird gefragt, sondern einfach in ein Leben geworfen, welches hauptsächlich aus Not, Leid und Qualen besteht, weil er in einer Welt leben muss, die, wäre sie nur etwas schlechter, gar keine Umwelt für ihn sein könnte.

Wenn ich ein Gott wäre und Lebewesen erschaffen wollte, die in einer solchen vorher geschaffenen Umgebung leben müssten, dann hätte ich sie mit Unsterblichkeit ausgestattet und sie würden sich ausschließlich von Energie ernähren, ohne daß andere Lebewesen dabei zu Schaden kommen würden.
Das würde ich tun, denn ich wäre ja allmächtig.

Da ich das aber leider nicht bin, müssen wir wohl oder übel mit dem vorlieb nehmen, was die weise Mutter Natur uns so zu bieten hat.

Vielleicht besser als gar nichts, obwohl es Momente und Situationen gibt, in denen man auch auf dieses jämmerliche Leben verzichten könnte.
Manchmal denke ich, das Nichtsein ist dem Sein vorzuziehen.
Nicht immer, aber manchmal eben doch.
So wird auch klar, zu wessen Aussagen ich mich hier in diesem Text wohl eher hingezogen fühle.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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