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Alt 26.01.2012, 19:06   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hallo Walther,

ein Sonttexperiment also.

Dann schauen wir uns zunächst einmal die äußeren Kriterien kurz an.

Über die Metrik brauchen wir uns bei deinen Fertigkeiten nicht zu unterhalten, das ist klar.

Als erstes stechen die originellen Reime ins Auge.
grundlos / Schund los und zeitlos / Streit los hat schon was, weil wir hier weibliche Kadenzen haben, die in der Endsilbe zwar identisch sind, sich dafür aber auf der ersten Silbe reimen, was sehr interessant klingt.

Als nächstes ist mir noch die Reimstruktur der beiden Terzette aufgefallen.

Die erste und die sechste Zeile umarmen den ganzen Rest, während die zweite und fünfte nur noch den Paarreim des dritten und vierten (der übrigens zwei Silben mehr bietet) Verses umklammern. (Nur für die Terzette also: a-b-c-c-b-a)
Das rundet die ganze Sache sozusagen ordentlich ab.

Inhaltlich gesehen erkenne ich einen Appell an das eigene "Selbst", bzw. auch eine kleine Abrechnung mit eingefahrenen Gewohnheiten, die endlos praktiziert, nie zu einer Änderung des vorhanden Zustands führen können.

Dafür bedarf es einer erkennenden Selbstkritik.

Ich stimme auch allen Aussagen eigentlich völlig zu, möchte aber gerne noch eine kleine Ergänzung hinzufügen.

Zitat:
Geradewegs ist gradeaus: Der Freude voll
Ist der, der bei sich bleibt in Selbstkritik.
Er wird er selbst und wächst und wandelt sich.
Kann sich ein Mensch wirklich wandeln?
Ich meine so richtig mit allen Konsequenzen?

Ich denke, ein Großteil des "Selbst" ist geprägt vom angeborenen Charakter.

Nicht umsonst heißt der Charakter auch Persönlichkeit und jeder Persönlichkeit wohnt ein Wille inne, was sie auch so einzigartig macht.

Ich selbst glaube, daß sich dieser Wille niemals grundlegend ändern wird. Was sich verändern könnte, ist höchstens das Verhalten.

Das kann durch Einsicht, Erfahrung oder sonstige einschneidenden Erlebnisse geschehen und braucht zudem die Fähigkeit, denn eigenen Willen hauptsächlich auf andere Ziele zu projizieren.
Den eigentlichen Willen kann man also u. U. zurückstellen oder gar unterdrücken, aber los wird man ihn nicht wirklich.

Und das wird manches Mal zu einer harten Prüfung im Leben.

Selbstkritik geradeaus ist da sicherlich ein probates Mittel.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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