Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 14.01.2012, 12:33   #5
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Hallo, Mandrillo,

offen gestanden brauchte ich ein wenig "Anlaufzeit", was aber nicht am "Gedicht" liegt (ich denke, du verstehst, was ich meine), sondern am "Inhalt an sich".

Ich bin mittlerweile wohl etwas "übersättigt" von all dem, was ich ständig überall darüber lese. Mir ganz persönlich scheint die "Wulff-Affäre" vielerlei zu beinhalten, jedenfalls mehr, als die "Oberfläche". Gerade weil er "auch ein Mensch ist". Was, wenn man das mal überträgt, einiges darüber aussagt, was heutzutage menschliche Moralmaßstäbe so sind ...

Das, was er getan hat, war "falsch". Das würde allerdings auch für andere gelten - und nicht nur, weil er Bundespräsident ist. Hinzu kommt, dass es tatsächlich auch eine Art "Hetzjagd" ist, die veranstaltet wird - teilweise kommt mir das auch wie ein "politisches Bauernopfer" vor. Wenn schon, denn schon, die Karre sitzt eh im Dreck, also los, Presse und Medien, schießt euch nur auf ihn allein ein, das lenkt so schön von anderen Missständen in der Politik ab. (Denn das Märchen von "freier Presse und freien Medien" ist genau das - ein Märchen.) Dazu kommt, dass von Menschen, die selbst ganz ungeniert, nur als Beispiel, darauf aus sind, alles Mögliche und Unmögliche von der Steuer abzusetzen (oder gar nicht zu versteuern), ein finanzielles "Vergehen" schärfstens verurteilt wird - hm, da war doch mal was mit "der eigenen Nase" oder so ...

Jetzt nicht falsch verstehen - ich "verteidige" den Bundespräsidenten nicht. Und ja, ein Politiker muss an sich selbst höhere Maßstäbe anlegen als ein Durchschnittsbürger, weil er im "Licht der Öffentlichkeit" steht und nicht nur "repräsentativ", sondern auch eine Art "Vorbildfunktion" zu erfüllen hat. Das wiederum pflegt des öfteren mit der Tatsache, dass auch ein Politiker ein Mensch war, ist und bleibt, zu "kollidieren". Was also mir "sauer aufstößt" ist mehr die raue Wirklichkeit - in der sich mal wieder zeigt, was eben die Moral heutzutage so ist. Für mich ist der Bundespräsident auch ein "Spiegel der Gesellschaft", und das Bild gefällt mir gar nicht.

Es gibt andere Fälle, in denen Poltiker wegen Dingen "moralisch verurteilt" wurden, die mir persönlich eigentlich so egal sind wie sonstwas - du meine Güte, mir ist wirklich höchst gleichgültig, ob ein Politiker Sex hat und auch mit wem oder wie. Das gilt bei mir für ihn und für jeden anderen Menschen auch, denn für mich gilt immer: Solange alles freiwillig ist, alle Seiten daraus Vergnügen ziehen und es sich um Erwachsene handelt - jeder, wie er oder sie will. Wenn's allen Beteiligten Spaß macht, ist alles in Ordnung. (Womit ich jede Form von Zwang oder Missbrauch ausdrücklich nicht meine!)

Mein persönliches Problem mit der "Moral" von Politikern, Wulff ist nur gerade "aktuell", ist eben leider, dass sich aus deren Verhalten auf das gesellschaftliche schließen lässt, das lässt tief blicken. Und mir gefällt gar nicht, was da zu sehen ist. Aber das ist, darauf möchte ich hinweisen, nur meine ganz persönliche Ansicht.

Es ist zudem ja auch so, dass ich nicht vergesse, was alles "davor schon war" - und ich daher auch darauf schließen kann, was sicher noch "kommt". Leider wird jede Affäre von einer neuen abgelöst und die alten geraten in "Vergessenheit". Das wäre sicher mal eine interessante "Liste", würde das jemand mal machen. Sicher nicht einfach, denn ich bin gezwungen zuzugeben, da allmählich schon den "Überblick" verloren zu haben. Was ebenfalls tief blicken lässt.

Und ich möchte (gleichzeitig auch überhaupt nicht!) wissen, was da nie an die Öffentlichkeit kommt, weil sich manche sicher besser "darauf verstehen", ihre "schwarzen Flecken" auf der "weißen Weste" zu verbergen ...

Politiker sind Menschen. Und sie entstammen der Gesellschaft, die sie hervorbringt. Darüber sollten wir einmal sehr, sehr intensiv nachdenken. Denn es heißt nicht umsonst:
"Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient." Zitat von Joseph Marie de Maistre.
Egbert Nießler drehte das um: „Allerdings gilt die Weisheit oft auch umgekehrt. Auch die Regierenden haben das Volk, das sie verdienen. Denn in stabilen Staatswesen haben sie sich durch ihr Handeln ihre Bürger zu dem erzogen, was und wie sie sind."

Das ist der wahre "Circulus vitiosus", ein "Teufelskreis". Denn beides trifft zu, und bewegt sich in einer äußerst schädlichen Spirale ständig weiter abwärts. Das Eine bedingt das Andere und umgekehrt. (Ich erwähne, dass ich diesen Begriff bei Walther als Titel erst heute las - danke Walther, die Idee, meine Gedanken darüber hier auf diese Weise "darzustellen", kam mir durch deinen Titel, auch wenn dein Gedicht einen ganz anderen Inhalt hat. )

Ganz kurz noch eine "formale Kleinigkeit", der vierhebige Jambus ist gut gelungen, nur ein Versanfang ist trochäisch:

Zitat:
über den Bundespräsidenten?
Gerade, weil es sonst stimmt, kann es natürlich auch beabsichtigt so sein (im Sinne von "über" den Bundespräsidenten). Daher merke ich es nur an.

Gerne gelesen (das Gedicht), den Inhalt nicht - aber auf das "Trotzdem-lesen" kommt es (generell, was Politik betrifft) ja an, nicht wahr?) Von daher lobe ich dieses Gedicht, und das auch wirklich gerne, denn es ist gut gelungen.

Liebe Grüße

Stimme
__________________
.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.


Stimme der Zeit ist offline   Mit Zitat antworten