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Alt 23.12.2011, 17:11   #2
Stimme der Zeit
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Hallo, Fridolin,

eine interessante Geschichte aus der "Vergangenheit". Ich weiß nicht, ob sie wirklich "autobiographisch" ist, aber ich gehe einmal davon aus. Die "Nachkriegszeit" kenne ich ein wenig aus den Erzählungen meiner Eltern und Großeltern, natürlich nicht aus eigenem Erleben, aber es genügt doch für ein zumindest "ungefähres Bild". Ganz besonders das Mostfass im Keller (aus meiner Kindheit kenne ich noch einen der alten "Gewölbekeller" mit Lehmboden) ist mir aus Erzählungen "vertraut". Ich fühle mich beinahe versucht, mal eine interessante Geschichte über ein fehlendes Rückflussventil und dessen Auswirkungen zu erzählen - die ich übrigens selbst erlebte, wenn auch als kleines Kind, aber ich erinnere mich noch sehr gut ...

Offen gesagt, es würde mich ebenfalls interessieren, warum dein Vater dir nicht erlaubte, Ministrant zu werden, das nur nebenbei. Hier wird auch ein Unterschied deutlich: Ein Vater sprach damals ein "Machtwort" - ohne Erklärung, warum, und es fragte auch niemand nach. Heute, mehr als sechs Jahrzehnte später, wird deutlich, wie sich die "Familienstrukturen" doch gewandelt haben - es wurde nicht "alles schlechter", wie oft so gerne behauptet wird. Manches wurde auch besser.

Ich finde die Geschichte gut geschrieben, nur hielte ich es für besser, die einzelnen Absätze klarer voneinander "abzusetzen", mit entsprechenden Leerzeilen dazwischen. Das Lesen fällt dann leichter, und die "kurze Pause" verhindert, dass sich ein Leser zu stark konzentriert und dadurch "ermüdet" (was überhaupt nichts mit Langeweile zu tun hat!).

Ich bin in Sachen Prosa keine "Expertin" (ich lerne "Eins nach dem Anderen"), aber zwei Stellen möchte ich anmerken:

Zitat:
Aber ich hatte dafür etwas in meiner Hosentasche - die Hosentasche eines Achtjährigen ist unergründlich, und noch heute staunt meine Frau, was sie alles in meinen Hosentaschen findet – eine Taschenlampe, keine mit Batterien – die hätte man damals gar nicht bekommen – eine mit einem Dynamo.
Du verwendest häufig Gedankenstriche zum Einfügen von ergänzenden Nebensätzen, aber in diesem Satz ist sind es zu viele. Ich würde diesen Satz besser in zwei Sätze "teilen". Und du fügst hier "zwei Nebensätze hintereinander" ein. Der Satz ist so einfach zu "lang" und wird schwer verständlich.

Mein Vorschlag:

Zitat:
Aber ich hatte dafür etwas in meiner Hosentasche - die Hosentasche eines Achtjährigen ist unergründlich, und noch heute staunt meine Frau, was sie alles in meinen Hosentaschen findet – eine Taschenlampe. Keine mit Batterien – die hätte man damals gar nicht bekommen – eine mit einem Dynamo.
Nur einen Gedankenstrich durch einen Punkt ersetzt.

Zitat:
So kam ich also – den Gipsarm in einer Schlinge – heim. Auf dem Heimweg überlegte ich mir, ob das wohl stimmte mit dem Erich. Wenn mein Geldschein jetzt gefälscht war – da könnten wir ja in eine ganz böse Sache verwickelt werden!
Ein kleiner, chronologischer "Lapsus", denn: Zuerst das "Heimkommen" und dann die Schilderung des "Heimwegs"? Auch hier hilft eine Kleinigkeit: Einfach das Wort "kam" durch "ging" ersetzen:

Zitat:
So ging ich also – den Gipsarm in einer Schlinge – heim. Auf dem Heimweg überlegte ich mir, ob das wohl stimmte mit dem Erich. Wenn mein Geldschein jetzt gefälscht war – da könnten wir ja in eine ganz böse Sache verwickelt werden!
Jetzt kommt zuerst der "Heimweg" und dann die Beschreibung desselben, so passt es.

Eigentlich sind es ja keine Änderungen, ich hoffe, dass du mir die kleinen Vorschläge nicht übelnimmst.

Die Geschichte hat mir gut gefallen. Ich schätze auch heute, wo ich im Grunde genommen beinahe selbst damit beginnen könnte, von "Früher" zu erzählen, solche Geschichten immer noch sehr. (Das liegt vielleicht an meiner Überzeugung: Es sind die Unterschiede, die das Leben interessant machen - nicht nur bezüglich der "Zeiten", sondern auch bezüglich der Menschen.)

Der Schluss gefällt mir gut, also nahm das Ganze, das durchaus auch ein Gefahrenpotential bot, ein gutes Ende - trotz Gipsarm.

Gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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