Hallo, Carlino,
ich finde, das hier sollte nicht unkommentiert bleiben! Ich bin zur Stelle.
Ágios Charálampos ist ein Ort in Griechenland, und Charálampos ist auch ein Name. Die erste Strophe hast du von dem Sprichwort "Ein jeder ist seines Glückes Schmied" abgeleitet, nehme ich an. Nun ja, da könnte man jetzt ausgesprochen hübsche Parallelen zu Italien ziehen, aber wir wenden uns von Pizza und Pasta ab und bleiben mal brav bei Gyros und Tsatsiki.
Du weißt, dass das Gedicht vor Ironie "trieft"? Also ich finde es prächtig, im Ernst!
Was soll auch vom Staat kommen, wenn der so pleite ist wie es nur geht? Ab zurück in die alten Zeiten, jeder sorge für sich selbst! (Wobei - sind wir hier noch sooo weit davon entfernt?) Offenbar fand der Schmied staatliche Einmischung bislang eher als störend, wo es doch ohne lästige Steuern zu bezahlen viel besser lief! Dann kam der "Hammer". Aua!

Als er dann nach einem Staat suchte, war - keiner da, nur "Krautsalat" anstatt Krankenversicherung (oder sonst etwas an "staatlichen Leistungen bzw. Mitteln). Tja.
Fein, dein Bezug auf Iatròs, das war ein Beiname von Apollon und er bedeutet: Arzt. Jetzt wird es beinahe absurd, denn wo kommt denn die antike Gottheit her? Obwohl - bei der Misere in Griechenland wird's wohl eine Menge Götter brauchen, da hilft sonst eher nichts mehr. Das "Rettungspaket" - ich glaube nicht daran, wenn ich ganz ehrlich bin. Das wird nur ein weiteres "Faß ohne Boden". Und es ist absurd, also passt das einwandfrei.
Dann gehst du mit
Zitat:
Auch er, wie jeder Selfmade-Boss,
Hilft prompt, auch ohne Krankenschein,
Kommt was ins Fakiláki rein.
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noch auf die "Bestechungs- und Korruptionsflut", die in Griechenland herrscht, ein. Das ist übrigens in Sachen Schwarzarbeit und Korruption in Italien auch nicht anders. Wie der Herr, so's G'scherr! Im Ernst, die Einwohner wettern auf den Staat, aber in ihre vernagelten Köpfe ist nicht hinein zu bekommen, dass sie mit ihrem eigenen Verhalten (wenn das die Herren der Politik können und dürfen, können und dürfen wir das auch!) kräftig mitgeholfen haben, den "Karren in den Dreck zu fahren".
(Übrigens: Freimütig zugegeben, ich habe die griechischen Begriffe und Namen ergoogelt; aber der Rest ist Info, die ich bereits hatte.)
Wer im Glashaus sitzt - das wird gerne "totgeschwiegen", aber hier in Deutschland gibt es auch eine
Menge "kleine" Steuerbetrüger und Schwarzarbeiter; auch die Bestechung nimmt mehr und mehr zu. Liest man aber nur, wenn man danach sucht, in den "offiziellen" Medien taucht da (ganz bewusst vertuscht) nichts auf. Neee, Michel soll glauben, dass alles in schönster Ordnung ist!
Nichts ist in Ordnung. Nicht in Griechenland, nicht in Italien, nicht in Deutschland - und in Europa schon gar nicht.
Gut, dass es Dichter gibt, die das zur Sprache bringen. Danke, Carlino!
Formal: Der vierhebige Jambus ist gelungen ausgewählt, er transportiert die Ironie gut.
Sehr gerne gelesen und kommentiert.
Liebe Grüße
Stimme
Die griechische Sektion von Transparency International schätzte, dass 2009 von griechischen Privatpersonen 787 Mio. Euro Bestechungsgelder gezahlt wurden. Das wären umgerechnet auf 10,8 Millionen Einwohner 72,87 Euro pro Kopf pro Jahr.