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Alt 19.11.2011, 17:43   #3
Stimme der Zeit
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Hallo, Galapapa,

hier übst du Gesellschaftskritik, von Explosion gut erkannt. Das ist ein weit verbreitetes Verhalten. Wie oft haben Eltern "keine Lust" - wobei ich hier nicht "keine Zeit" meine. Letzteres ist leider durch unsere "moderne Welt" bedingt, in der beide Elternteile arbeiten müssen, um die Familie versorgen zu können. Da ich selbst mit berufstätigen Eltern aufwuchs, kann ich aus eigener Erfahrung sagen: "Keine Zeit" kann ein Kind ab einem bestimmten Alter verstehen und auch akzeptieren (es geht eben nicht anders); aber "keine Lust" führt zu Enttäuschung. Wobei dabei zu unterscheiden ist, ob das ab und zu der Fall ist oder ob es sich um einen "Dauerzustand" handelt. Natürlich haben Eltern (hier im Gedicht der Vater) nicht immer Lust, das ist "normal". Sein Kind aber ständig zu ermahnen, "aktiv" zu werden und sich dagegen selbst nie in "Bewegung" zu setzen, das ist wie im berühmten Spruch: Wasser predigen und Wein trinken.

Wobei eine "dritte Problematik" noch dazu kommt, die hier im Gedicht für mich doch ein wenig "fehlt": Die Kinder heutzutage wachsen mit Computer und Fernseher als "Selbstverständlichkeiten" auf und viele lernen nie, wie man "spielt" oder sich auch einmal mit Hilfe der eigenen Fantasie selbst beschäftigt. Dann fordern Kinder häufig von ihren Eltern, dass sie die Stelle von "Dauer-Animateuren" einnehmen. "Was soll ich spielen, was kann ich machen, mir ist langweilig, ich weiß nicht ..." Deshalb ist es andererseits nicht ganz von der Hand zu weisen, dass auch Eltern die "Lust verlieren" können, ihre Kinder ständig "zu animieren" ... Jede Münze hat zwei Seiten. Hier besitzt sie leider drei - was das Absurde und Unnatürliche unserer "Animation-um-jeden-Preis"-Kultur ersichtlich macht. Die Erwachsenen "verlernen" ebenfalls, sich zu beschäftigen, selbst zu "denken", und überlassen das, wie die Kinder, den "denkfreien Vergnügungsautomaten". Wie soll z. B. ein Vater, der nach Hause kommt, sich vor den Fernseher setzt und "abschaltet" noch das Bedürfnis seines Sohnes verstehen, wo er doch sein eigenes Bedürfnis längst "vergessen" hat?

Damit möchte ich sagen, dass ich der Aussage deines Gedichtes zustimme, aber es trotzdem für wichtig halte, die "anderen Seiten" zu erwähnen. Meine Eltern hatten nie "Lust", aber ich war fähig, mich selbst zu beschäftigen, ich ging aus eigenem Antrieb aus dem Haus, um mit Freunden zu spielen. Bei schlechtem Wetter las oder malte ich. Wenn ich mir vorstelle, ich wäre so aufgewachsen, dass ich den "Eigenantrieb" nie gelernt hätte, dann wäre es mir sicher schwer gefallen, mich mit meiner Tochter zu beschäftigen - ich hätte ja selbst nie gelernt, wie das geht ...

Was heißt: So, wie es ist, ist es Mist. Aber - was tun? Im 20. Jahrhundert war das Problem der "Zerfall" der "Großfamilien". Im 21. Jahrhundert zerfallen die "Kleinfamilien". Ich frage mich oft in vollem Ernst, wo das noch hinführen soll. Wenn nicht nur die sozialen (gesellschaftlichen) Strukturen allmählich zu Grunde gehen, sondern auch die "essentiellen", d. h. die familiären, dann kann das für uns Menschen nur äußerst übel ausgehen ...

Bevor ich "vom Hundertsten ins Tausendste" komme, noch etwas zum "Formalen":

Ich bin mir zwar nicht 100% sicher, aber ich meine, dass hinter "Komm" in Strophe 1, Vers 1 ein Komma gehört, ebenso wie in Strophe 3, Vers 1 hinter "Nein".

Komm, Ralfchen, - oder
Ralfchen, komm,

Komm, Ralfchen, geh doch auch mal spielen,
Komm, geh doch auch mal spielen,

meiner Ansicht nach ist hier ein Wort eingefügt, es ergäbe sich auch ohne ein vollständiger Satz. Ich meine, dass beim Einfügen von Worten, Satzteilen oder einem eingefügten Nebensatz durch Kommatas getrennt wird.

Bei "Hey" in Strophe 2 bin ich mir nicht im klaren, ich habe mein Englisch leider größtenteils "vergessen", mangels praktischer Anwendung; aber ein Komma würde sich hier für mich "richtig anfühlen".

Deine Gedichte "sprechen" mich immer an, daher neige ich zum "Abschweifen", ich hoffe, das ist mir erlaubt.

Gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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