Guten Abend, Gerd,
Zitat:
Ein Albtraum, welcher Jahr für Jahr
mit höchstem Einsatz tätig war
und Flöhezimt so manche Nacht
um den verdienten Schlaf gebracht
und dafür mit dem höchsten Orden
war kürzlich ausgezeichnet worden,
ließ in der Leistung plötzlich nach,
worauf sein Vorgesetzter sprach:
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Das ist wirklich eine feine Arbeit, denn bis hier ist es ein einziger, fortlaufender Satz. Sehr schön gemacht, deshalb fand ich es angebracht, das hier separat zu erwähnen.
Armer Gerd Flöhezimt! Das muss ja schlimm gewesen sein, Nacht für Nacht von einem so fürchterlichen und wohl auch höchst talentierten Albtraum gequält zu werden. Ein so fähiges und einsatzfreudiges Exemplar, dass ihm sogar der höchste Orden verliehen wurde.
Es tröstet mich als Leserin sehr, wenn dieser jahrelange Einsatz seine Spuren hinterließ und auch der zäheste Albtraum endlich müde wurde. Nun, wenn der bedauernswerte Gerd dadurch nachts wieder ruhig und friedlich schlafen kann, dann seien dem Albtraum Rente und Liaison mit Fräulein Liebestraum gegönnt.
Zitat:
Gerd Flöhezimt, dem dies behagt,
weil ihn nun nächtens nichts mehr plagt,
spielt bei der Hochzeit für die zwei
am Flügel Schumanns Träumerei.
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Ich nenne das ein perfektes Happy-End. Alle sind glücklich und zufrieden. Der Albtraum, da er ohnehin seine Arbeit nicht mehr gerne verrichtete; Fräulein Liebestraum, weil ihr Traum mit einer klavierbegleiteten Traumhochzeit endlich wahr wurde und nicht zuletzt Herr Flöhezimt, der nun nachts wunderbar schlafen und friedlich träumen kann.
Zitat:
um den verdienten Schlaf gebracht (hat)
und dafür mit dem höchsten Orden
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Wenn ich diese Stelle anmerke, dann bitte nicht als Kritik betrachten, denn Ellipsen sind durchaus zulässig, aber wie beispielsweise hier, ein bisschen "auffällig", da das Hilfsverb "hat" genau
im Enjambement fehlt.
Ansonsten gibt es zwar noch zwei kleine Inversionen, aber die sind schon in Ordnung, denn sie wirken nicht "verdreht", da lese ich an anderen Stellen ganz andere "Kaliber" ...
Ein fröhliches Gedicht, in dem selbst der Albtraum noch ein "sympathisch-menschliches Gesicht" bekommt und das einen sehr feinen, unaufdringlichen Humor in sich trägt. Kein Gedicht zum "Schenkelklopfen", sondern eines mit "Augenzwinkern".
Sehr gerne gelesen und kommentiert.
Liebe Grüße
Stimme