Thema: Am Lagerfeuer
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Alt 03.11.2011, 06:52   #140
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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*Holz nachleg, Feuer schür*

Hallo zusammen,

mir kam beim Lesen ein Gedanke, bei dem mich die Ansichten darüber wirklich interessieren würden.

Ob nun bei den "Großen" oder "Kleinen", bei den Dichtern der "Klassik" oder der "Moderne", es werden häufig "verschlüsselte" oder "versteckte" Botschaften in Gedichte "verpackt". Dazu kommt noch, dass sich Gedichte in manchen Fällen auch "mehrfach" deuten bzw. verstehen lassen (ich "baue" das selbst auch gerne "mit ein", wenn auch nicht in jedem Werk).

Allerdings gibt es Gedichte (unabhängig von deren "Qualität" oder dem Namen dessen, der sie geschrieben hat) bei denen "Hintergründe" mit "hineingeschrieben" werden, die ein hohes Maß an literarischer Bildung voraussetzen.

Tatsache ist, dass zum Einen dieses "Bildungsmaß" naturgegeben bei Lesern stark variiert und zum Anderen ist es auch so, dass dabei unwillkürlich persönliche Interessen mit ins Spiel kommen - was sowohl für den Autor als auch für den Leser gilt.

Worauf will ich hinaus? Es gibt Werke, die meiner Meinung nach "sehr kryptisch" sind. Achtung: Damit will ich nicht behaupten, dass nur "einfach gestrickte, leicht verständliche" Gedichte geschrieben werden sollten, nein, ich möchte hier zunächst überhaupt nicht "werten", sondern einfach die "Frage" an sich in den Raum stellen.

Ich finde die Problematik äußerst komplex, denn es spielen viele Faktoren eine Rolle. Warum liegt einem Dichter daran, seine Werke auf komplizierte Art zu verschlüsseln, indem er "verlangt", dass jemand z. B. die Edda gelesen hat oder Platon? Möchte er Leser ein wenig "anschieben", damit sie sich "weiter bilden"? Möchte er zeigen, was er alles "weiß"?

Wo liegt die "Grenze", gibt es eine und was sind/waren die Motive des Verfassers? Möchte er den Lesern etwas "geben" oder dient es der Selbstdarstellung? Mich würden hier Meinungen sehr interessieren, aber ich verzichte bewusst auf Beispiele, denn es geht mir nicht um konkrete Personen (lebend oder nicht).

Ich frage mich, ob ein Gedicht "Sinn" besitzt, wenn es vom größten Teil der Leserschaft nicht mehr verstanden werden kann. Ist es "zu viel", wenn eigentlich ein Äquivalent des Steins von Rosette/Rosetta dazu gehörte, um es einem Leser zu ermöglichen, die "Hieroglyphen" zu entschlüsseln?

Und die "andere Seite": Sollte ein Dichter überhaupt "Rücksicht nehmen" und zumindest einen Teil seiner Werke anderen auf eine "leichter verständliche" Art zugängig machen oder sollte er in jedem Fall so schreiben, wie er möchte - mal ganz unabhängig von seinem Motiv betrachtet.

Jedenfalls würde ich mir eine Diskussion darüber wünschen, denn - beziehe ich das hier von mir Geschriebene auf Lyrikforen, dann sind es meist die "schwer(er) verständlichen" Werke, die unkommentiert "unterzugehen" pflegen. (Hier auf Gedichte-Eiland ist es eher nicht so, aber ich stellte eine "generelle Tendenz" dazu fest.)

Das "Grundproblem" meiner Überlegungen ist: Ein Dichter schreibt, um "jemanden" zu erreichen. Dafür muss er aber auch verstanden werden. Nehme ich dann noch den (leider) immer niedriger werdenden "Stand der Allgemeinbildung" (von "höherer" Bildung spreche ich gar nicht, denn diese besitze ich auch nicht) hinzu, macht es die "Sache" schwierig ...

Was meint ihr?

Liebe Grüße

Stimme

P. S.: Alle Links führen zu Wikipedia, nur zur Information.
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Geändert von Stimme der Zeit (03.11.2011 um 07:25 Uhr) Grund: Kleine Ergänzung.
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