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Alt 26.10.2011, 20:46   #4
Stimme der Zeit
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Guten Abend, liebe Chavi,

mir fallen die Versanfänge auf (à la Chavali). In Strophe 1 und 2 sind es drei trochäische und ein jambischer Vers (in beiden der zweite); in Strophe 3 und 4 sind es durchgehend Trochäen. Das passt zum Inhalt. Festhalten, festhalten, festhalten! (vielleicht doch nicht?) und loslassen.

Ich lese hier von einem LI, das sich selbst belogen hat. Die "Vorgeschichte", d. h. die vorhergegangenen Erfahrungen, die dazu geführt haben, dass Gefühle als etwas betrachtet werden, das "unter Kontrolle gehalten" werden muss, kenne ich natürlich nicht. Aber "etwas" muss ja dazu geführt haben.

Offenbar ist der Wunsch bereits vorhanden, aber das LI "ermahnt" sich selbst, seine Gefühle "am festen Zügel" zu halten. Den Blick in den Spiegel sehe ich als eine Art "Selbstreflektion", die ein "leichtes Beben" und einen "Windhauch" auslöst.

Dann scheint das LI sich entschieden zu haben, seinem Herz endlich das "Fliegen" zu gestatten, da dessen "Herz fliegen will" - und somit das "Selbstbelügen" zu beenden. Wie ich "zwischen den Zeilen lese", ist da wohl bereits jemand, zu dem das Herz "fliegen" möchte. Also fordert das LI sich selbst auf: Gib dir einen Stoß! Ja, wenn man sein Herz zu lange "festhält", braucht es einen inneren "Ruck", um den "Abflug" zu wagen ...

Für mich das "Fazit": Seine Gefühle, Träume und Wünsche vor sich selbst zu verleugnen, ist falsch - denn Gefühle sind nun mal "da". Also sollte man sie auch annehmen und sich selbst gegenüber ehrlich sein.

Dein Gedicht gefällt mir sehr gut!

(Eine kleine Anmerkung noch zu Strophe 3, es wäre korrekter, wenn in Vers 4 "als" oder "wenn" anstelle von "wie" stünde. Mit "wenn" bliebe auch die Alliteration erhalten.)

Gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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