Thema: Nacht-Mahl
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 10.10.2011, 21:16   #4
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Lieber eKy,

im Gegensatz zu meinen Vorgängerinnen kann ich dem Titel mehr abgewinnen, schon ob der Rubrikwahl. Wegen der Rubrik erhielt ich Bilder, die mich beim Aufenthalt in Kneipen schon immer fasziniert haben. (Ich habe noch nie allein eine Kneipe betreten - für mich ist sie immer ein Ort zum Gruppentreffen oder mindestens zu zweit.)
Aber wenn ich dann doch dort gewesen bin, lenkten mich jene "Einzelgänger" total ab. Ich beobachtete, staunte und hinterfragte. Meistens waren es Herren oder Männer - ich habe nie eine Frau in der Position beobachtet.

Sie saßen einfach da, bestellten einen Drink nach dem anderen und die Bestellung selbst ergab die einzige "wörtliche Rede". Sie schauten meist nicht in die Runde, sondern:

Zitat:
Zitat von Erich Kykal
Ich gieße mir den Abend in den Becher
und trinke ihn in langen Zügen leer
und bin darin als treuester der Zecher
dem Dämmern hingegeben ohne Wehr.
Erst hier merke ich, dass nirgendwo die Rede von Kneipe ist. Ich lasse meine Zeilen trotzdem stehen, weil ich mich von dem Bild nicht trennen kann.
Auch über das "einfallende Wir" nicht. Denn auch das passierte. Es kam jemand dazu, sie redeten (ich weiß nicht was - vielleicht fielen sie sich in die Wunden) - bis einer ging. Danach erst der andere. Ohne Händedruck, ohne "Verabredung".

Bei mir stellte sich immer ein falsches oder begründetes Mitgefühl ein. Ich sah Einsamkeit, eine die sich nie suchend zeigte.

Die letzte Strophe bestätigt mir die Leere

Zitat:
Zitat von Erich Kykal
Dann rauche ich den Morgen in der Pfeife,
lass Nebel steigen in den neuen Tag
und fasse, wo ich seine Seligkeit begreife,
der meinen nach, die er mir schenken mag.
und deutet bereits den nächsten Abend an. Er wird wieder dort sitzen und hoffen, mit eben jener für mich faszinierenden und unerklärbaren Alleinsitzung.

Gern gelesen und das, was ich beobachtet habe in wunderbarer Lyrik hier bei dir gefunden.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten