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Alt 28.09.2011, 17:24   #3
Stimme der Zeit
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Hi, Faldi,

Zitat:
Zitat von Falderwald:
ich hatte schon einmal zu einem Kommentar angesetzt, aber wieder abgebrochen, weil ich befürchtete, aufgrund der aktuellen Ereignisse zu polemisch zu werden.

Also auf ein Neues.
Kein Grund zur Sorge, die Polemik habe ja ich bereits übernommen. Zwar scharf-spöttisch, aber nicht 100 % unsachlich ...
Zitat:
Zitat von Falderwald:
Nun, 180.000 Austritte aus der katholischen Kirche innerhalb eines Jahres sprechen ja für sich (obwohl das m. E. noch viel zu wenige sind).
Man kann also davon ausgehen, daß der Pontifex Maximus auf einer Marketing-Tour war.
Ganz klar war eines zu erkennen, die katholische Kirche wird keine Reformen zulassen und will damit knallhart Profil beweisen, indem man sich eindeutig abgrenzt. (In einer Talkshow war ein hoher Kirchenvertreter, seinen Namen habe ich leider vergessen, zugegen. Der hat sich ganz klar zu den jetzigen Strukturen bekannt und angedeutet, daß man in der kath. Kirche keinen Handbreit vom eingeschlagenen Wege abweichen wird. Und er sprach sich bei einer Gelegenheit sogar dafür aus, daß es wünschenswert sei, Blasphemie wieder stärker zu verfolgen und zu bestrafen, was jedoch mit unserem Grundgesetz, Meinungsfreiheit, schwer unzusetzen ist. Gottseidank... )
180.000 Austritte sind viel zu wenige, da gebe ich dir recht. Und wenn man die Fehltritte, äh, Eintritte abzieht, sind es wohl noch weniger. Promptifix Medienkuss war natürlich auf einer Marketing-Tour! Er hat Reklame für seine Absicht, den katholischen Gottesdienst künftig wieder auf Latein stattfinden zu lassen, auf jeden Fall nötig! Die Rückkehr zu den echt finsteren Zeiten muss man seinen Schäfchen erst mal schmackhaft machen.

So ein richtiger Marketing-Stratege schafft es sicher auch noch, dass die katholische Kirche endgültig ins Mittelalter zurückkehrt und künftig die Priester der Gemeinde während der Gottesdienste wieder den Rücken zudrehen. Das Sakrament gibt es dann nur noch an hohen Feiertagen, während der übrigen Zeit bleibt es den Priestern vorbehalten. Die Gläubigen sind ja nur Pöbel, nicht wahr, ehrenwerte Kirchenoberhäupter? Blasphemie soll wieder stärker bestraft werden – joa, her mit den Scheiterhaufen, genügend Exorzisten wurden ja bereits eingestellt! Da fallen ein paar Hundert Inquisitoren finanziell nicht ins Gewicht, die gibt’s sicher mit Rabatt im Seelenausverkauf recht billig.

Zitat:
Zitat von Falderwald:
... was jedoch mit unserem Grundgesetz, Meinungsfreiheit, schwer unzusetzen ist. Gottseidank... )
Dem habe ich nichts hinzuzufügen.


Zitat:
Zitat von Falderwald:
Letztendlich ist das auch egal, denn denjenigen, die diese Spielchen mitmachen, ist sowieso nicht zu helfen.
Letztendlich ist das wirklich egal, denn die meisten wollen sich gar nicht helfen lassen, selbst wenn ihnen zu helfen wäre ...

Zitat:
Zitat von Falderwald:
Wenn solche Leute auftauchen, werden sie hier bei uns immer sehr freundlich von den Parlamenten empfange. Egal ob sie Papst oder Dalai Lama sind.
Es ist die Medienwirkung, es macht sich gut, mit einem solchen "Würdenträger" abgelichtet zu werden, ja das hat schon was.
Und wer da nicht mitspielt, der wird natürlich scheel angesehen, ist doch klar.
Sich mit „Würdenträgern“ ablichten zu lassen mag medienwirksam sein, ich für meinen Teil verzichte allerdings leidenschaftlich gerne auf diese „Ehre“. Ich könnte mich nie wieder vor mir selbst blicken lassen! Und der vierte deutsche Bundespräsident a. D. darf mich ansehen, so lange er möchte, ist doch klar. Nicht, dass mich das tangieren würde.

Zitat:
Zitat von Falderwald:
Und der Herr Ratzinger ist eben ein Medienstar.
Für die einen ein Heiliger, für die anderen ein Monster direkt aus dem Gruselkabinett.
Und dazwischen gibt es noch viele andere Varianten, da kannst du dir alles aussuchen, denn er ist ja schließlich der Stellvertreter Gottes hier auf Erden.
Ich hege generell Sympathien für Minderheiten. Nur nicht gegenüber Einzelfällen und Medienstars. Übrigens: Man, bitte – ich möchte mir von all dem gar nichts aussuchen. Ehrlich nicht.
Zitat:
Zitat von Falderwald:
Das Schlimme ist, man weiß nicht, ob dieser und andere hohe kirchliche Würdenträger tatsächlich an diesen ganzen Hokuspokus glauben oder ob sie nur eine Riesenshow abziehen, um sich eine Existenzberechtigung zu sichern.
Ich meine, diese Leute sind doch zum Teil wirklich hochintelligent, die können doch nicht wirklich..., oder?
Stimmt, wissen kann man das nicht, aber ich vermute, es hält sich die Waage. Ginge es nur um Macht, dann gäbe es zu viele andere Möglichkeiten, ohne in bunten Nachthemden öffentlich auftreten zu müssen.

Hochintelligent? Nun, da könnte man sich streiten, was darunter zu verstehen ist. Jedenfalls ist Intelligenz kein Synonym für Vernunft, stimmt’s? Ich gehe davon aus, dass Intelligenz nicht automatisch "Grips" bedeutet, und denke: Doch, die können wirklich, zumindest teilweise. (Obwohl sie ja nicht dürfen, aber das macht nichts.)

Zitat:
Zitat von Falderwald:
Nun denn, dein Text macht sich ganz schön Luft und lässt das ganze Unverständnis für solche Dinge durchblicken.
Das ist gut und satirisch gelungen, ebenfalls wird das deutsche Spießbürgertüm gut dargestellt.
Passend auch die Metapher "Wir sind Papst!", denn diese Aussage zierte ja nach der letzten Papstwahl eine bekannte deutsche Boulevardzeitung in großen, roten Lettern.
Der Text hatte, im Bezug auf den ganzen „Rummel“, der um diesen Besuch gemacht wurde, das dringende Bedürfnis, sich ganz schön Luft zu machen. Wer bin ich, dass ich mich dem Text widersetze? Ich bin ja nur die Tippse.
Was das Spießbürgertum (Spießbürger(unge)tüm wäre auch nicht schlecht, es sind ziemlich viele vorhanden. Ich weiß, dass es nur ein zufälliger Tippfehler ist, aber es ist einfach unwiderstehlich, perfekt, ich erkläre das zum ungekrönten Neologismus des Jahres 2011!) betrifft, der Begriff stammt aus dem Mittelalter. Das passt, weiter oben hatte ich das schon.

„Wir sind Papst!“ – wer könnte daran „vorbeikommen“, es zu verwenden? Außerdem darfst du nicht von „großen, roten Lettern“ schreiben, manch einer weiß vielleicht gar nicht, was das ist! Deshalb: Es stand in der meistgekauften Zeitung Deutschlands; das ist die mit den vielen, großen, bunten Fotos drin. Und wenn man sie auswringt, tropft entweder Blut oder Schmalz heraus. So ist das doch viiiel verständlicher ausgedrückt!

Zitat:
Zitat von Falderwald:
Lassen wir sie, alle, wir werden sowieso nichts daran ändern.
Diese Menschlein haben eben zuviel Angst um ihr bisschen Leben, so daß sie den bewussten Lügen gerne und bereitwillig folgen werden.
Das war schon immer so und wird sich wohl auch auf absehbare Zeit nicht ändern.
So denke ich nicht. Wenn ich mein Leben lang quassle und schreibe (unter Umständen ist das gleich viel), und dann auch nur einen einzigen von „Allen“ zum Nach- bzw. Umdenken bringe, dann hat sich die Mühe gelohnt. Wer nichts tut, ändert nichts. Ist doch egal, wie viel oder wenig, Hauptsache ist: Es wird etwas getan! Nach uns kommen Andere. Wenn wir heute nicht untätig sind, kann es gut sein, dass sich künftig doch etwas bewegt. Müssen wir das erleben? Nö. Aber von nichts kommt mit Sicherheit nichts.

Zitat:
Zitat von Falderwald:
Aber vielleicht ist ja nächstes Jahr am 21. Dezember sowieso alles zu Ende.
Dann kommt die Apokalypse und alle die, die sich zu Lebzeiten angebiedert haben, werden nun mit dem ewigen Leben belohnt.

Alle anderen müssen natürlich sterben.
Das gilt dann selbstverständlich für jede Religion.
Genau! Irgendwie war schon immer vielleicht alles zu Ende, und ziemlich oft sogar ganz sicher. Ich frage mich mittlerweile, wie oft die Welt eigentlich schon untergegangen ist? Und ich Schnarchtüte hab’s jedes Mal verpennt, oder wie?

Ehrlich, diese extrem logische Unlogik kapiert niemand. Jemand auch nicht. Wenn also jede Religion recht hat, und ihre Anhänger überleben, dann werden alle überleben. Oder andersherum gesehen dann niemand, weil sie alle nicht recht haben. Obwohl, wenn sie alle nicht recht haben, dann geht die Welt ja gar nicht unter, und dann stirbt auch niemand. Moment, wenn alle recht haben, und alle überleben (geht dann ja gar nicht anders), dann stirbt ja auch niemand, obwohl die Welt untergeht. Oder – ja, wie denn nun? Wenn’s eine echte Gottheit gäbe, dann würde er/sie sich mit der Hand vor die Stirn klatschen, sich eine Papiertüte über den Kopf ziehen und sich angesichts der verbockten Schöpfung des Menschen unsichtbar machen. Was unlogisch ist, da etwas absolut Vollkommenes ja gar keinen Murks erschaffen kann. Jetzt hab ich einen Knoten im Hirn , was nach derart verschraubt-verdrehten Denkübungen der religiösen Art wiederum vollkommen und absolut logisch ist.

Zitat:
Zitat von Falderwald:
Auf jeden Fall habe ich beschlossen, mich da raus zu halten, dann kann mir auch nix passiern.
Wäre nicht auszudenken, wenn ich mich für die falsche Seite entschieden hätte...
Mach dir keinen Kopf. Es gäbe auch noch viele andere „Seiten“. Jesus landet mit seinem Ufo am Südpol, oder du buchst eine Urlaubsreise auf einem Kreuzfahrtschiff, das geht auch. Dabei plumpst du dann über den Rand und darfst dir aussuchen, wo du landest: In der Hölle, im Schlund eines Drachen oder auf dem Rücken von Atlas (oder einer Schildkröte, die Möglichkeit gäb’s auch). Wenn das alles nichts nützt, sag oft genug OMMM – und ab ins große Nirwananichts! Wobei ich mich schon immer frage: Wie kann man in das Nichts gehen? Nix ist nix, da geht nix mit „rein und drin bist du“! Wenn das Nichts nichts ist, kann man nicht in es, da beißt die Maus keinen Faden ab, denn sonst müsste es Etwas sein (in das man "rein kann") und eben nicht Nichts. Jetzt habe ich schon wieder einen Knoten, nur, glaube ich, andersherum ...

Das nimmt überhand bei dieser Thematik. Deshalb muss ich zum Ende kommen, sonst bekomme ich womöglich die ganzen Knoten nicht mehr auf! Hm. Das macht mich jetzt aber nachdenklich, ob das Problem zum Teil nicht daran liegt? Religiöse Verknotung, sozusagen, ganz allgemein betrachtet? Vielleicht würde ein offizieller, staatlich finanzierter Kurs auf einem Schulschiff helfen, da lernt man bekannterweise alles über Knoten, ich meine ja nur ...

Zitat:
Zitat von Falderwald:
Auf jeden Fall war der Text interessant und amüsant, denn mehr als Spott kann ein normal denkender Mensch für diese spirituellen Rituale sowieso nicht übrig haben.
Aber wer denkt schon normal?
Die gängige Auffassung von Normalität ist die Auffassung der Masse, was Normalität zu sein hat bzw. sein darf. Daher: Ich bin nicht normal, niemals. Unter gaaar keinen Umständen! Dann schon lieber eine verrückte Spottdrossel.

Danke für dein Lob und natürlich auch für deinen Kommentar.

Liebe Grüße

Stimme
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