Spannenlanger Hans
Spannenlanger Hans
Dort unterm Dachfirst, in dem Fenster,
Steht Jungmann Hans und zählt Gespenster.
Viel lieber säh er junge Maiden
Ungeisterhaft sich ganz entkleiden:
Errötend schaut er zu den Sternen,
Die funkeln hell in dunklen Fernen,
Fasst sich ein Herz und schließt die Flügel,
Nimmt Traum und Wünsche an die Zügel.
Sein Sehnen ahnt Jungfrau Louise
Von gegenüber. Schön ist diese,
Gewiss sich ihres Körpers Reize,
Bedenkend, wenn sie nicht mehr geize
Mit Kurvenwölbung und den Runden,
Dann könnten sie sich nah erkunden,
Anstatt am Hoffen sich zu wärmen
Und aus Distanz nur leis zu schwärmen.
Am Frühlingsabend, sie kanns sehen,
Da muss er an dem Fenster stehen.
Und Hans wär wirklich zu beneiden,
Würd er nur mutig sich entscheiden,
Vom Staunen über dies Geschehen
Zum echten Handeln übergehen
Und, statt in Phantasie zu baden,
Sie zum Spaziergang einzuladen.
__________________
Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
Alle Beiträge (c) Walther
Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt
|