Hallo, liebe Dana
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Zitat:
Wirst du mich einmal doch verstehn,
und glauben, deinet- , meinetwegen?
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diese beiden Verse interpretiere ich anders als Erich. Für mich haben sie den Klang einer Bitte um Verstehen und Verständnis, gerichtet an einen Partner, der offenbar Probleme hat, "etwas" zu glauben. Vielleicht aufgrund eigener Erfahrungen? "Glaube mir, so ist es das Beste, für dich, für mich, für die Kinder." "Wirklich? Ich weiß nicht, so kenne ich das nicht, sollten wir nicht doch ..." Irgendwie "höre und sehe" ich eine/n emotional sehr unsicheren Partner/in, der an seinerseits an der Ehrlichkeit des LI zweifelt. Das LI wiederum versucht, zu überzeugen, ganz offensichtlich mit dem Wohl der Kinder an erster Stelle.
Dass ich den Inhalt deines Gedichts eher so auffasse, wie es deiner Intention entspricht (laut deiner Antwort ist das so), liegt wohl daran, dass ich mich selbst genau auf diese Art getrennt habe. Mit geteiltem Anwalt und geteiltem Sorgerecht. Ich wollte in erster Linie das Beste für meine Tochter, und ein "erzwungenes" Zusammenbleiben hätte ihr nur geschadet. Damals und heute gehe ich mit meinem Ex-Mann um meiner Tochter willen sehr geduldig um. Er war als Ehemann denkbar ungeeignet - aber Vater und Tochter lieben einander sehr, und als Vater ist er so weich wie ein Wattebällchen (ohne Scherz). Warum also hätte ich dieser Beziehung schaden sollen? Nein, man kann sich auch nach einer Trennung einvernehmlich begegnen, und gemeinsam darauf hinzielen, dass das Kind es so "gut" wie möglich hat.
Zuerst wuchs sie bei mir auf, dann sprachen wir alle miteinander, und sie wechselte zum Vater. Eine kleine Prise Humor: Jetzt hat er den Stress und ich das Vergnügen - vorher war es umgekehrt ...
Ich bin die schlechteste Lügnerin, die ich kenne und als Schauspielerin völlig ungeeignet. In einer "kaputten" Beziehung hätte ich niemals so agieren können - außerdem funktioniert das ohnehin nicht. Kinder merken das. So wie ich selbst als Kind.
Was auch der Grund war, weshalb ich diesen Fehler nicht machen wollte.
Es ist ein sehr berührendes Werk, liebe Dana. Es bewahrt ein wenig Hoffnung, denn das LI streitet hier nicht, macht auch keine Vorwürfe - sondern bittet und argumentiert. Deshalb ist das Gedicht anrührend, nachdenklich, aber nicht traurig.
Formal finde ich ein paar Feinheiten, die ich erwähnen möchte:
Zitat:
Wirst du mich einmal doch verstehn,
und glauben, deinet- , meinetwegen?
Um ihretwillen diesen Weg
zu Ende gehn und dich verwegen
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Interessant. Eine Art "Im-Wort-Reim", allerdings kenne ich den Namen dafür nicht, sollte es einen geben.
Zitat:
mit mir für sie mit Herz und Trotz
den Oberflächlichkeiten stellen?
Wer hat es mehr als sie verdient,
um sich im Ursprung ihrer Quellen
gelassen und der Liebe treu
nicht zu verstellen, zu verbiegen?
Wir haben’s immer in der Hand,
dass sie in Sicherheit sich wiegen.
Dass sie, so lange es uns gibt,
in dieser Einheit ungespalten,
je nach Bedarf und tief geliebt
von Händen wissen, die sie halten.
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Tr-tr - Konsonanten. Das erinnert mich an einen Parareim, wenn es auch kein direkter ist.
z-tz Auch hier die Konsonanten. Es ist kein Para-Binnenreim, aber irgendwie ...
Schön der strophenübergreifende "Mitten-Grammatikalischer Reim" (ich erfinde hier dreist die Bezeichnung) mit
Hand und
Händen.
Es gibt sogar noch einiges mehr, aber, liebe "Auch-Leser": Wer suchet, der findet.
Ich suche (und finde) bei dir immer etwas Besonderes.
Sehr gerne gelesen und kommentiert.
Liebe Grüße
Stimme