Zitat:
Zitat von Erich Kykal
Gefällt mir, genauso wie deine elegante Sprachhabung.
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Du bist ein Witzbold, Erich, der Autor könnte wirklich meinen, du hättest das ernst gemeint.
Hallo wolo,
die elegante Sprachhabung entgleist schon in der ersten Zeile, weil der Ausdruck "leichtfertig" hier überhaupt nicht in den vorwiegend verwendeten Jambus passt, da die Betonung daktylisch ist und damit auf der ersten Silbe erfolgt (leichtfertig Xxx). ("Ich sprang leichtfertig mit dir um": XxXxxXxX oder mit viel gutem Willen: xxXxxXxX)
Vollends aus den Schienen gerät sie aber in Zeile zwei, denn Begriffe wie "hätt" und "ne" sind lediglich umgangssprachlich und können den Ansprüchen einer eleganten lyrischen Sprache nicht gerecht werden.
Ein weiteres Manko findet sich in Zeile zwei der zweiten Strophe, weil hier wieder (s.o.) der dominierende Jambus verlassen und völlig willkürlich ein Trochäus verwendet wird.
Wird in Zeile zwei der ersten Strophe noch fröhlich der Apostrophitis gefrönt, fällt selbst diese der Bequemlichkeit, welche die Verwendung umgangssprachlicher Ausdrücke mit sich bringt, in Zeile vier der zweiten Strophe zum Opfer ("rück' ich").
Des weiteren bleibt "die Ausdehnung" am Ende der fünften Zeile von Strophe zwei metrisch zumindest grenzwertig. Eigentlich: Ausdehnung = Xxx
Ich erwähne das nur der Vollständigkeit halber...
Inhaltlich gesehen bleibt der Text für die Rubrik "Philosophisches und Nachdenkliches" zu oberflächlich.
Der Protagonist ergeht sich lediglich in der rückblickenden Einsicht, leichtfertig mit einem LyrDu (es bleibt offen, ob es sich bei diesem Objekt um eine Person oder um ein Ding / Ereignis usw. handelt) umgegangen zu sein.
Obwohl Handlungsbedarf angesagt war, denn es brannte ja schon lichterloh, suchte er, anstatt das Feuer zu bekämpfen, in der Asche nach dem Ei des Phönix, gemäß dem Motto, daß alles wieder von selbst gut werden würde.
Im Gegenteil spielte er sein Spielchen ohne Rücksicht weiter, denn er meinte ja, die im Ärmel versteckten Asse könnten noch trumpfen.
Es scheint nur, daß er die Rechnung ohne den Wirt gemacht hätte, denn seine billigen Taschenspielertricks konnten nicht wirklich etwas ausrichten.
Und jetzt sitzt er nach den erfolgten Konsequenzen da und reibt sich verwundert die Äuglein, wie klein und gemein doch seine winzige Welt sei.
Alles schon tausend Mal geschehen und gesagt.
Die Conclusio des Textes wirkt so, als sei irgendwo in China ein Fahrrad umgefallen und es bleibt lediglich ein "Was will uns der Autor damit sagen?" zurück.
Wenn da nicht noch der versteckt erhobene Zeigefinger zwischen den Zeilen zum Vorschein käme, das naive naseweise Moralteufelchen, das laut ausruft:
Seht her! So ist es dem Protagonisten ergangen. Seine Gleichgültigkeit dem Zielobjekt gegenüber und sein Vertrauen in seine miesen Tricks haben ihn so weit gebracht. Das hat er jetzt davon!
Für einen Text in der Rubrik "Philosophisches und Nachdenkliches" ist mir das eindeutig zu wenig, denn es geht hier schließlich um die Alltäglichkeit des menschlichen Verhaltens, was wohl eher der gesellschaftlichen Sparte zuzuordnen wäre.
Man könnte die Zeilen auf einen kurzen Nenner bringen und sich das ganze aufgeblähte, in laxer Sprache verfasste Textgebilde ersparen:
Gezinkte Karten und erhofftes Glück
vermögen für das Leben nicht zu taugen,
denn alles fällt einmal auf dich zurück,
dann reibst du dir verwundert deine Augen.
Trotzdem gerne gelesen und kommentiert...
Liebe Grüße
Bis bald
Falderwald