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Alt 02.09.2011, 23:12   #5
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hi Chavi,

ich hake mal bei gins Kommentar ein und komme direkt auf das "kann" im Titel zu sprechen.
Es muss sogar zwingend notwendig dort stehen, weil im nachfolgenden Text eben nur eine von vielen Möglichkeiten transportiert wird und er sonst unglaubwürdig wirken würde.

Allerdings muss ich direkt zu Anfang etwas anmerken, denn hier fehlt mir die Stringenz.

Eines Tages wirst du wach,
stehst auf einer andren Seite,
blickst Vergangnem nicht mehr nach,
plötzlich ist die Seele pleite.

Dein Kopf ist leer, Gedanken drehen
sich im Kreis so schwer und träge.
Kein Wind vermag sie zu verwehen,
du suchst dir zweifelnd neue Wege.

In Strophe 1 erscheint es so, als ob die Seele plötzlich pleite sei, weil der Protagonist dem Vergangenen nicht mehr nachblickt.
Wenn wir einmal eine Seele annehmen, so kann ich mir schlecht eine Pleite dieser vorstellen, das müsste dann schon den Tod oder aber wenigstens Schwachsinn bedeuten, worauf es hier ja überhaupt nicht hinauslaufen soll.
Ich denke auch, daß das Vergangene für die angenommene Pleite verantwortlich ist und nicht das Wegblicken an sich.
Strophe 2 hingegen behauptet, der Kopf sei leer, aber im gleichen Augenblick drehen sich die Gedanken im Kreise.
Das nenne ich alles andere als einen leeren Kopf, so daß wir hier gleich zwei Probleme auf einmal angehen können:

Eines Tages wirst du wach,
stehst auf einer andren Seite,
blickst Vergangnem nicht mehr nach,
dein Gefühl ist plötzlich pleite.

Dein Herz ist leer, Gedanken drehen
sich im Kreis so schwer und träge.
Kein Wind vermag sie zu verwehen,
du suchst dir zweifelnd neue Wege.

So wärest du von der Seele weg und hättest den leeren Kopf mit den drehenden Gedanken auch ausgemerzt. Was meinst du?

Nichts ist mehr so, wie du es kennst,
die Seiten deines Lebens werden welk.
Doch eine Tages stehst du auf
und hörst das Knistern im Gebälk
der Zuversicht, der Hoffnung und der Kraft,
weil du erkennst, dass Glauben alles schafft.

In diese Situation geraten viele Menschen im Lauf ihres Lebens ein oder mehrere Male, doch der Mensch ist ein anpassungsfähiges Wesen und wenn er nicht den Willen zum Leben verloren hat, wird er auch nach dem schlimmsten Niederschlag wieder aufstehen und weiter machen.
Irgendwie geht es immer weiter, man darf nur den Glauben an sich selbst nicht verlieren, denn so interpretiere ich den hier verwendeten Terminus.
(Bitte bei eines Tages noch ein "s" einfügen)

Sei wie ein Baum, der sein schlaffes Laub
verliert im Herbst, um neu zu grünen,
im Frühjahr blüht und sommers Früchte trägt.

Der Baum gilt im Allgemeinen als kraftvolles und widerstandsfähiges Lebewesen und ist demnach als Metapher hier schön angebracht.
Auch scheint es, daß er sich immer wieder neu regenerieren und damit von den Strapazen der Vergangenheit erholen kann.

Lass deine Wurzeln nicht verdorren,
erheb dich aus dem Staub und spür,
wie deine Welt sich neu bewegt.

Obwohl hier von einem Baum die Rede ist, erinnert die letzte Strophe an den legendären Vogel mit dem Namen Phönix, der erst verbrennt und dann aus seiner Asche wieder aufersteht. So geht ja auch der Spruch: "Wie ein Phönix aus der Asche..."

Man könnte den Text so interpretieren, daß er allen niedergeschlagenen Menschen Mut machen soll.
Sei es, weil sie einen Menschen oder eine Liebe verloren haben, eine schwer Krankheit überstehen mussten oder von sonstigen Schicksalsschlägen gebeutelt wurden.
Wie auch immer, der Weg dahin führt nur über den Glauben an sich selbst.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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