Hallo, wüstenvogel,
zuerst einmal: Herzlich Willkommen auf Gedichte-Eiland! Mach es dir gemütlich und genieße den Blick aufs Meer, das sich hier häufig von seiner schönsten Seite zeigt.
Da ich keine Expertin Sachen freier Verse bin, widme ich mich hauptsächlich dem Inhalt.
Allerdings möchte ich eine "formale" Anmerkung machen:
Zitat:
Warm
streichelt er mein Gesicht
sanft
kräuselt er die Wellen im Fluss
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Die beiden einzelnen Worte "Warm" und "sanft" gefallen mir, ihre Platzierung in Verbindung mit "streicheln" und "kräuseln" hat auf mich eine ansprechende Wirkung, da sie beide zudem den "Sommerwind" treffend beschreiben.
Dieses Jahr kam der Sommer zunächst sehr früh, um dann eine längere "Auszeit" zu nehmen. Dafür zeigte er sich jetzt, Ende August, noch einmal, wie in deinem Gedicht geschildert, von seiner schönsten Seite.
Ja, die Jahreszeiten wechseln, der Sommer endet jedes Jahr - um im darauf folgenden wieder zu kommen. "Spürst du es auch?" Irgendwie spüren wir es tatsächlich, wenn der Sommer endgültig seinen Abschied nimmt, und nicht nur, weil es kühler oder regnerischer wird. Die "Atmosphäre" ändert sich.
Das Laub der Bäume ist jetzt dunkelgrün, die Gräser stehen hoch und die Sonnenblumen in voller Blüte. Noch ist die "Macht" des Sommers nicht gebrochen.
In Strophe 3 wechselt die Perspektive. Ziehe ich diesen Blickwinkel heran, ergibt sich auch für das gesamte Gedicht eine andere Bedeutung.
Zitat:
Langsam muss ich mir eingestehen
am Ende meines Herbstes
angekommen zu sein
noch voller Hoffnung
auf einen milden, gnädigen Winter
ohne den Frühling
je wieder zu sehen.
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Hier scheint etwas (eine Liebe?) zu Ende zu gehen, und das LI hofft auf ein friedliches Zusammensein (symbolisiert durch den Winter), dargestellt durch "milde" und "gnädig". Allerdings böte sich noch eine dritte Möglichkeit der Interpretation. Es könnte sich auch um ein hohes Alter handeln, wodurch das LI das Erleben des nächsten Frühlings in Zweifel zieht. (Nicht die wahrscheinlichste Variante, ich wollte es nur erwähnen.

)
Zitat:
Sommerwind, wehe stärker
gib mir nochmal neuen Schwung
ich weiß, du bist immer in Bewegung
und bleibst doch ewig jung.
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Hier lese ich Hoffnung heraus. Hofft das LI vielleicht auf die Chance einer neuen Liebe, die seinem Leben "neuen Schwung" verleiht? "du bist immer in Bewegung und bleibst doch ewig jung." deutet für mich auf etwas Derartiges hin. Ein "Sommerwind der Veränderung bzw. Erneuerung? So, wie der Sommer immer aufs Neue kommt, kann vielleicht auch "etwas Neues" im Leben des LI geschehen, das die Gefühle wieder "jung" sein lässt.
Inhaltlich finde ich es gelungen, lediglich der Wechsel vom Sommer zu Herbst und Winter erfolgt mir etwas "aprupt". "Geht" der Sommer wirklich so schnell? Falls du damit eine ganze bestimmte Absicht verfolgt hattest, freue ich mich natürlich über eine Erklärung.
Gerne gelesen und kommentiert.
Liebe Grüße
Stimme
P.S.: Möchtest du dich vielleicht kurz in der
Hafenkneipe vorstellen? Das wäre nett, dann könnten dich auch "die Anderen" begrüßen.