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Alt 26.07.2011, 19:59   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo, liebe Ida,

ich bin, ehrlich gesagt, manchmal erstaunt, dass die "Qualität" deiner Gedichte irgendwie zu „schwanken“ scheint. Einige sind so gut wie fehlerfrei in Grammatik und Metrum, andere scheinen mir eher zu rasch gepostete „Schnellschüsse“ zu sein – wenn dir der Begriff etwas sagt. Gerade bei solchen Themen sollte Sorgfalt walten, denn: Zu viele „Fehler“ können leicht zum „Untergehen“ des Inhalts führen. Ich persönlich denke, je „gewichtiger“ die Thematik, desto „wichtiger“ die „Arbeit“.

„Viel“ ist als Elision zwar möglich, aber gerade als allererstes Wort im Gedicht ließ es mich zunächst mit einer betonten Silbe „starten“, bevor ich „zurücksprang“, da ich dann erst den Jambus „entdeckte“. „woll’n“ – nicht falsch, nur Umgangssprache, das ist schon ok. Aber dann „die Kreuz, die Quer“. Ich verstehe, dass du die Tautologie „kreuz und quer“ im Sinn hattest, diese aber nicht ins Metrum passt. Mein Vorschlag:

„Ihr Leben läuft mal kreuz, mal quer.“ - xXxXxXxX

Zitat:
In Kindertagen nie erfahren,
was unter Liebe - man versteht.
In Kindertagen nie erfahren, was unter Liebe man versteht.
Hier fehlen Verb und Pronomen. Korrekt müsste man

In Kindertagen (haben sie) nie erfahren, was man unter Liebe versteht.

schreiben.

Zitat:
Einzig die eigne Sicht bewahren,
scheint, dass um sie die Welt sich dreht.
Hier fehlt leider der sinninhaltliche Zusammenhang. Dieser Satz müsste komplett neu geschrieben werden, eine Korrektur ist nicht möglich, ohne dass dabei die Aussage „verloren geht“.

Zitat:
erhalten sie, was sie gegeben. ("gegeben haben" oder "gaben".))
Zitat:
Sie haben nie gelernt zu lieben.
Weil ihnen doch ein Vorbild fehlt.
Das Nichts, es lässt sich auch nicht üben!
Drum ihre Seele sich nie schält.
Sie haben nie gelernt zu lieben,
weil ihnen doch ein Vorbild fehlt.
Das Nichts, es lässt sich auch nicht üben!
(?) – Die „schälende“ Seele ist offensichtlich dem „Reim geschuldet“. Ich verstehe zwar den „Gedanken dahinter“, aber es klingt wirklich nicht besonders …

Die Wärme, die sie nicht erfahren, (konnten, durften)- (oder auch: erfuhren)
hat ihr Herz niemals aufgetaut.
Hier kann das Substantiv „Herz“ nicht in der Senkung liegen, das geht weder im Sinne der metrischen Regeln noch von seiner inhaltlichen Bedeutung her.

Zitat:
Lässt raue Schalen nur bewahren,
durch die man nicht auf Liebe schaut.
Sinnbezogen: Die „nicht erfahrene“ Wärme kann - nichts bewahren (auch keine rauen Schalen).

Dazu noch: 8x die (+1x dies), 7x sie und 5x Liebe – das ist wirklich zu viel für dieses Gedicht.

Hier stimmen nur die Silbenzahlen und der Kreuzreim, tut mir leid.

Ich weiß, dass ich in diesem Fall sehr „streng“ analysiert habe; ich kann nur hoffen, du nimmst mir meine Ehrlichkeit nicht übel. Aber dieses Werk hier ist unterhalb deines sonstigen „Levels“. Offen gesagt frage ich mich sogar, ob du hier das Werk eines/einer Anderen, evtl. aus Gefälligkeit, gepostet hast …

Das Thema an sich bietet durchaus die Möglichkeit für ein „gutes“ Gedicht. Menschen, die in ihrer Kindheit keine Liebe erfahren haben, sind in ihrem späteren Leben selbst dazu nicht in der Lage. Sie geben es an ihre Kinder weiter, und der „Teufelskreis“ wiederholt sich ständig aufs Neue. Wie ich schon sagte - ich finde echten Gefallen an deinen Themen.

Also: Nicht übel nehmen, in Ordnung? Genau genommen kannst du es als Kompliment nehmen, denn ich bin wohl mittlerweile etwas "verwöhnt" vom sorgfältig ausgearbeiteten Anteil deiner Werke.

Liebe Grüße

Stimme
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