Hallo, liebe Ida
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auch wenn "gut dargestellt" sich wie eine Floskel anhört, trifft sie denoch genau zu. Im Gedicht wird der "Werdegang" einer Abhängigkeit beschrieben. Ich denke, es handelt sich hier um die "gefährlichste" Form einer dominanten Persönlichkeit, die mit ihrer "Pseudo-Fürsorge" (Lass das nur mich machen, du brauchst dir dein hübsches Köpfchen nicht deswegen zerbrechen; ich mache das, du kannst das sowieso nicht; Lass das bleiben, davon verstehst du nichts u.s.w.) die Persönlichkeit des Partners/der Partnerin nach und nach in ständiger "Steigerung" erstickt. Steter Tropfen höhlt den Stein ...
Leider ist der dominante Partner in solchen Fällen meist ein Mann. Mit der Zeit wird so das Selbstbewusstsein systematisch untergraben, bis der schwächere Teil beginnt, selbst daran zu glauben - um sich am Ende gar nichts mehr zuzutrauen.
Das "Teuflische" daran ist: Sobald der Dominante sein "Ziel" - die völlige Abhängigkeit des Anderen - erreicht hat, verliert er völlig das Interesse. Da die abhängige Person nun aber ihr ganzes "Sein" auf die (vorgebliche) "Stärke" des Partners ausgerichtet hat (bis zum Verlust ihres "Ichs"), bricht für sie die Welt buchstäblich zusammen.
Die Conclusio ist das Resultat daraus:
Zitat:
Ich kann alleine nicht gehen.
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(Was ich einmal erwähnen möchte: Ich bin sehr angetan von deinen Themen. Sie sprechen wichtige Dinge an - und regen zum Nachdenken an.

)
Eine Stelle (oder zwei?) möchte ich noch zum "technischen Rundschleifen" vorschlagen:
Zitat:
Hab mich nach deinem Wunsch gebogen
und doch nur selbst dabei verlogen. - grammatikalisch korrekt müsste es "verleugnet" heißen; man ist verlogen - oder man verleugnet sich selbst
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Das Metrum ist ansonsten einwandfrei, daher frage ich (vorsichtshalber) ob du - inhaltsbezogen - absichtlich einen daktylischen Versfuß eingefügt hast? Ich vermute es, denn es macht Sinn: Das LI kann nicht mehr gehen.
Zitat:
Ich kann alleine nicht gehen. - xXxXxxXx
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Gerne gelesen und kommentiert.
Liebe Grüße
Stimme