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Alt 20.07.2011, 18:43   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo, Justin,

in diesem Bereich kenne ich mich nicht aus, aber ich hoffe, ich liege mit dem Suchmaschinen-Ergebnis richtig: "Der Laden", von Erwin Strittmatter, der bis zur "Wende" außerhalb der damaligen DDR ziemlich unbekannt war.

Aber im Grunde genommen geht es doch um etwas anderes, nämlich um Bücher. Ja, ein Buch hatte und hat immer etwas ganz Besonderes, irgendwie "Greifbares". Wenn ich z. B. meinen Lieblingsdichter, Christian Morgenstern, lese, dann macht es einen Unterschied, ob ich seine Werke auf dem Bildschirm betrachte oder ein Buch mit seinen Gedichten in den Händen halte. Nun ja, ich bin auch nicht mehr 20.

Es gibt nichts Schöneres, als in ein Buch "abzutauchen" und die Welt um sich herum dabei völlig zu vergessen.Der "Wandel im Handel" hat sich allerdings überall gleichermaßen vollzogen - leider. Es stimmt. Massenware, lieblos geschrieben, möglichst einfach und "leicht verdaulich", damit man beim Lesen den Kopf beinahe nicht mehr braucht. Dazu noch Co-Autoren und Ghostwriter. Weiß man, ob "Vampir Beissmichfest", Teil 156(), wirklich aus der gleichen bzw. ursprünglichen "Feder" geflossen ist? Ich gebe zu, dass ich oft daran zweifle. Wenn Gemälde und Diplome gefälscht und Musik von früher künstlich "aufgedonnert" wird, dann ist es wohl nicht schwer, einen Kopisten zu finden, der den Stil des Autors perfekt nachzuahmen versteht. Manchmal zweifle ich sogar daran, ob denn "Vampirius" und "Vampir, beiss mich nicht zu fest" zusammen mit dem obigen Beispiel nicht alle drei, mit unterschiedlichen Autorennamen versehen, von ein und demselben professionellen "Ich-schreibe-08/15-Romane-in-4-Wochen-Preis-pro-Buch ..."-Verfasser stammen ...

Es ist ein Glück, dass es trotzdem noch Unverbesserliche gibt - wie beispielsweise wir Hobbydichter in den Lyrikforen. Denn wir schreiben und lesen zwar hier, aber ich möchte wetten, dass kaum jemand mehr echte Literatur zu Hause hat als gerade wir, die so oft vor dem Bildschirm sitzen. Sonderbare Welt ...

Es gibt noch ein paar Verlage, die tatsächliche Bücher, echte Literatur und wirkliche Lyrik heraus geben. Die beiden Verlage, die du in deinem Gedicht erwähnst, kenne ich natürlich. Es gäbe aber auch noch den Herdt-Verlag, der sich Bildungsmedien und somit der Bildung gewidmet hat. Es ist noch nicht alles verloren.

Ich möchte noch etwas anmerken. Eigentlich betont man "Poesie" Po-e-SIE, aber da bei drei aufeinander folgenden unbetonten Silben, die es im Deutschen nicht gibt, sich die mittige in der Betonung hebt (von Faldi gelernt), passt das schon. Ich sage es nur, falls es dich (oder jemand anders) interessiert.

Den Anglizismus in Strophe 2, Vers 4, würde ich in Anführungsstriche setzen, also "sellt", das ist aber nur mein persönlicher "Geschmack".

Nur in der 2. Strophe in Vers 6 und 7, komme ich ins "Stolpern". Zum "sieben" benötigt man mehrere Autoren, und im Folgevers hast du eine Silbe zu viel. Darf ich einen Vorschlag machen, um ein wenig zu "glätten"?

Man möchte die Autoren sieben,
und fragen: "Hast du's selbst geschrieben?"

oder, falls die Elision stört:

Man möchte die Autoren sieben,
und fragen: "Ist das selbst geschrieben?"


Ansonsten liest es sich gut, durch die Abwechslung von männlichen und weiblichen Kadenzen wird es auch nicht eintönig.

Gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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