Windmühlenkampf
Er dachte, Dichter seien edle Träumer,
um diese Welt poetisch zu begeistern,
sie seien Lichtgestalten, Wolkenräumer,
die lyrisch ihre schöne Sprache meistern,
ihr Wort sei voller Liebe und Romantik,
die Verse immer rund und niemals kantig.
Er wollte diese schönen Künste lernen,
so traumerfüllt war er vom Dichterleben,
durch alle Sphären zu den fernsten Sternen
auf flügelleichten Worten sinnlich schweben
und in die Zeilen blaue Blumen pflanzen,
die mit den alten Geistern lyrisch tanzen.
Er sollte sich entscheiden und Motive
dafür erschienen ihm in diesen Zeiten
aus seiner vorgestellten Perspektive
genug vorhanden, denn die Möglichkeiten
ein wahrhaft guter Dichter je zu werden,
erhält nicht jeder Reimer hier auf Erden.
Er konnte seinen Dichter nicht mehr halten,
der nun, befreit von allen starren Normen,
die Macht besaß, die Sprache zu gestalten,
indem er schlicht begann, sie so zu formen,
daß sie perfekt in Reim und Metrik rollte,
weil seine dichterische Kraft das wollte.
Er musste auf die Bühne, um zu spielen,
denn seine Rolle ist der wahre Dichter,
doch war er plötzlich eines unter vielen
der anonymen Internetgesichter,
die sich in diesem Schauspiel wiederfanden
und das Spektakel nicht als Show verstanden.
Er sah nun all die vielen Eitelkeiten,
so traumbefreit war er vom Dichterleben,
wo Krähen sich mit schlechten Texten streiten,
um sich als wahre Dichter auszugeben;
auch er war einmal ein naiver Junge,
doch heute sitzt ein Schwert auf seiner Zunge.
Falderwald
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