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Alt 12.07.2011, 19:42   #5
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo, wolo,

nun, obwohl du anscheinend nicht (mehr) sehr erfreut über die Tatsache meiner Existenz bist, werde ich trotzdem antworten. Selbst auf das Risiko hin, eine deiner typischen Antworten zu bekommen. Leider bin ich in kryptischen und zynischen Bereichen nicht talentiert. In den meisten Fällen verstehe ich die Aussage tatsächlich nicht, was allerdings auch daran liegen kann, dass ich es gar nicht verstehen möchte. Ich bin dafür zu geradeaus gestrickt.

Vielleicht solltest du doch eines verstehen: Ernsthafte Textarbeit wäre etwas, das ich gerne machen - und bekommen würde. Aber diejenigen, die es können, sind hier ebenso wie in anderen Foren recht spärlich gesät. Da sie auch noch ein Berufs- und Privatleben haben, können sie sich nicht "zerreißen". Es ist einfach so, dass aus den Werken ersichtlich wird, wer sich auf welchem Level befindet. Von den einen kann man lernen, von den anderen nicht. Was kommt noch hinzu? Freundschaft, persönliche Sympathien, das Wissen, ob der/die Betreffende lernen möchte (oder kann, auch das ist oft der Fall), Kritikresistenzen, Kommentarunlust, Scheu, Gewohnheiten, Selbstüberschätzung, Desinteresse, Rücksichtnahme, Gleichgültigkeit, und, und, und. Nun ja, es geht nicht nur um nehmen und geben, sondern auch um Annahme und Bereitschaft. Der einfachste Weg ist immer, jemanden um eine Textrezension zu bitten. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass das in irgendeinem anderen Forum nicht so gewesen wäre. Meistens war es noch weit schlimmer. Ich habe hier jedenfalls noch keinen Kommentar bekommen, der so aussah: - und sonst nix.

Außerdem: Wie sollte ich nun beispielsweise dich kommentieren, wenn ich dabei ständig befürchten müsste, im Falle eines Fehlers oder Irrtums vom Zynismus der Antwort erschlagen zu werden? Ich möchte gerne noch eine Weile leben. Nein, das ist nicht zynisch. Höchstens eine leicht ironisch angehauchte Tatsache.

Im oberen Gedicht nehme ich übrigens zu 75% mich selbst auf die Schippe. Ich fand das "Chatroom-Geschnatter" zum Lachen. Auch meine Signatur ist generell (gleichgültig, was sie enthält) mit an mich selbst gerichtet. Ich habe schlicht und einfach kein Problem damit, über meine eigenen Fehler und Schwächen zu lachen. Aber, nun ja, mit dem Humor ist das so eine Sache. Manchmal habe ich den Eindruck, humorvolle Menschen sind noch seltener als berühmte Dichter, und das will etwas heißen ...

Als letzten Fakt: Weshalb schreibst du so kurze Kommentare? Und ziemlich wenige, oder? Sind die Maßstäbe da irgendwie anders, wenn es dich selbst betrifft? "LoL", "beneidenswert gut gemacht" und "hätte ich gerne selbst geschrieben" - wenn es nicht zynisch wäre, könnte es nett sein, aber wohl auch keine ernsthafte Textarbeit.

Und nein, diese Antwort enthält weder Zynismus noch Sarkasmus.

LG

Stimme


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Liebe Dana,

weißt du, ich bin schon vor ein paar Monaten darauf gekommen, was letztendlich (wenn man das ganze "Drumherum" einmal beiseite lässt) das wirklich Wichtige ist. Es ist das Teilen eines der ganz wenigen Dinge, die von uns Menschen "ersonnen" wurden und tatsächlich schön sind.

Lyrik ist eines davon, ebenso wie gestalterische Kunst oder die Musik. Im Grunde genommen hängt doch alles miteinander zusammen. Ich kann nur meine sehr subjektive Ansicht als Beispiel nehmen: Assoziationen erzeugen "Bilder", das ist wie "Malerei mit Worten". Für mich sind "gute" Gedichte Lieder - und damit auch Musik. Meine Vorliebe für metrische Werke entspringt eben dieser Tatsache. Es ist immer wieder richtig schön, ein Gedicht zu finden, das "singt und klingt". Der modernen Art zu dichten fehlt dieser Aspekt - den ich für sehr wichtig halte. Nur der Inhalt allein, selbst wenn er gut geschrieben wurde, ist für mich irgendwie nur "die halbe Miete".

Aber es ist eben so, dass sich bei uns Menschen generell immer die "Geister scheiden". Deshalb kann es im Bereich der Lyrik gar nicht anders sein. So lange eine echte Bemühung zu erkennen ist, würde ich nie ein Werk "in den Boden stampfen". Mit der Zeit habe ich gelernt, das Eine vom Anderen zu unterscheiden.

Ich kann mich leicht über mich selbst lustig machen, das tut niemandem weh. Wichtig ist auch, zu differenzieren. Das ist ebenfalls eine Frage der Zeit. Wer reagiert wie auf welche Art der Kommentierung? Wer ist "kritikresistent", wer nimmt etwas an? Bei ersterem wäre jede Bemühung fruchtlos, bei letzerem bin ich gerne behilflich. Fragen kann man mich immer.

Es gibt auch die "Spezialfälle", die bei sich selbst extrem nachsichtig und anderen gegenüber knallhart auftreten. (Das ist bei mir übrigens genau anders herum )

Außerdem dürfen wir nicht vergessen: Jeder kann nur geben, was er hat. Es gibt auch einige, die es überhaupt nicht schaffen, sich zu verbessern. Die, die nicht wollen gibt es zwar, aber es gibt auch jene, die es nicht können - weil nicht "mehr da ist". Wenn die Freude am Schreiben spürbar ist, dann ist doch alles in Ordnung. Ein Stück Toleranz - Leben und leben lassen - sollte man mitbringen.

Wirklich "hart" wäre ich gegenüber jemandem, der kann und absichtlich "Murks" schreibt - denn das ist eine Beleidigung der Dichtkunst. Das "Nichtkönnen" eines Menschen, der zwar Lyrik liebt, aber irgendwo in der Entwicklung stehen bleibt, da das Talent zu "mehr" fehlt? Keineswegs.
Lernen ist Pflicht, ja. Aber wie weit sich jemand verbessern und weiterentwickeln kann, das ist einerseits zwar Willenssache, aber andererseits auch eine Frage der Begabung. Viele Menschen lernen Klavierspielen - aber sie werden nicht alle zu einem Mozart, nicht wahr?

Die Frage ist einfach: Worum geht es? Um sich selbst - oder um Lyrik?
Antworten muss jeder für sich.

Zitat:
Dein Werk weist humorvoll und tiefsinnig darauf hin - ich mag es.
Herzlichen Dank.

Liebe Grüße

Stimme


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Liebe Chavi,

Zitat:
was für ein Text, der einen zugleich lachen und weinen lässt
ich wollte einen Text, der das Ganze bis ins "Extreme" zuspitzt. Nachdem ich mit so liebenswürdigen Titulierungen bedacht wurde, konnte ich nicht anders. Für mich ist der Humor die bevorzugte "Waffe". Wenn jemand "fies" ist, und ich verhalte mich dann ebenso "fies" - worin liegt dann letztendlich der Unterschied? Dann lache ich doch sehr viel lieber darüber, und über mich selbst am meisten. Ich nehme mich ohnehin nicht allzu ernst.

Das Lernen und die Lyrik dagegen sehr.

Zitat:
Schlimm finde ich auch, wenn ein Beleidigtsein hinzukommt, weil man die Wahrheit nicht erträgt.
Das ist eine Frage der "Selbstwahrnehmung". Wie wichtig ist man sich? Es ist (beispielsweise) recht schwer, mich zu beleidigen. Dafür muss schon eine "drastische Metapher" verwendet werden. Ansonsten: Beleidigt ist, wer beleidigt sein möchte ...

Wütend, ja, das kann ich sein. Aber beleidigt? Weshalb auch?

Zitat:
Aber man muss auch vorsichtig sein in seinem Urteil.
Manchmal nehmen andere etwas wahr, was dem eigenen Auge verborgen bleibt.
Das anzunehmen und sich darüber auszutauschen ist eine Kunst, die nur selten jemand beherrscht.
Diese Ansicht teile ich. Es gibt Lyriker in Foren, die mehr können, als sie zeigen (aus welchen Gründen auch immer), die von anderen die ernsthafte Textarbeit bei wiederum anderen "verlangen" - und selbst so gut wie keine leisten oder annehmen. Das bleibt für mich ein Rätsel. Ich selbst gehe da meinen eigenen Weg, wobei ich in ein paar Jahren sicher "mutiger" bezüglich der "Feinheiten" sein werde. Aber nach nur 7 Monaten neige ich auch hin und wieder zu "Unsicherheiten", ob das, was ich denke, tatsächlich "richtig" ist.

Zitat:
Ich habe deinen nachdenklich-humorvoll-ironischen Text gern gelesen
Auch dir meinen herzlichen Dank.

Liebe Grüße

Stimme
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Geändert von Stimme der Zeit (12.07.2011 um 22:44 Uhr) Grund: Etwas ausgebessert.
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