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Alt 08.07.2011, 01:58   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
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Hallo wolo,

*grins*

Genau so ist es und jeder tut dies seinen eigenen Vorstellungen und Fähigkeiten gemäß.
Dementsprechend sieht das Ergebnis oft auch aus und mancher führt seinen Kampf gegen die eigenen Windmühlen im Kopf als aussichtslosen Feldzug gegen unveränderbare Zustände.
Aber was ist oder bleibt schon unveränderlich?
Hatte der selbsternannte Ritter Don Quixote de la Mancha nicht eigentlich nur Gutes im Sinn, als er gegen die Windmühlen in den Kampf zog?
Er hielt sie für böse Riesen, die den Menschen Schaden zufügen würden, so daß seine vermeintlichen Heldentaten sogar objektiv ethisch und moralisch einer gut gemeinten Gesinnung standhalten konnten.
Es machte ihn freilich zu einer tragischen Figur, weil er, aufgrund seiner Sicht der Dinge, immer wieder selbst Prügel einstecken musste.
Doch das nahm er klaglos in Kauf
So geht es wohl auch manchen Dichtern.
Und da widerfährt es ihnen in den Gedichtrubriken oftmals auch so, wie dem armen Don Quixote, als er den Wärter eines Tiertransportes aufforderte, den Löwenkäfig zu öffnen, um gegen die gefährlichen Ungeheuer in den Kampf ziehen zu können:

So mancher kleine und naive Reimer
zieht froh, doch schlecht gerüstet in den Kampf
und zeigt sich dort im stumpfen Wörterkrampf
als nicht stringent geprobter Zeilenleimer.

Mit vielerlei Getöse und Gestampf,
als fechte er mit einem Abfalleimer,
verursacht nun ein solcher Pappenheimer
mit seinen Versen eine Menge Dampf.

Doch Dampf ist leider nun einmal kein Feuer,
so bleibt der Reimer lediglich Statist
im Spiel mit dem Poetenungeheuer.

Der wahre Dichter kennt den Sachverhalt
und sieht im Gegenüber, was es ist:
Den Reimer von der traurigen Gestalt.

So oder so ähnlich erging es auch dem Don Quixote, denn der befreite Löwe schaute ihn an, legte sich nieder und wandte ihm nur sein Hinterteil zu.
Das Beste aber war, der edle Reimer, äh Ritter, sah das Abenteuer als bestanden an und legte sich den Beinamen "Ritter von den Löwen" zu.

So besitzt eben jeder seine eigenen Vorstellungen von der Welt.


Gerne gelesen, geschmunzelt und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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