Thema: Mensch sein
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Alt 23.06.2011, 18:50   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Moin Erich,

das Thema "Mensch sein" ist es wohl immer wert, ein Gedicht gewidmet zu bekommen.

Allen Menschen ist gemeinsam:
Ganz allein ist keiner gern.
Dennoch sind so viele einsam
und einander traurig fern.


Ich weiß nicht, war es immer so oder ist das ein Zustand der modernen Zeit?
Wir sind alle vernetzt und verkabelt, wir können in (Tele)Kommunikation mit fast jedem an jedem Ort der Welt treten und das rund um die Uhr und trotzdem erleiden viele Menschen ein traurig einsames Schicksal.
Sind wir uns heute trotz aller Frei- und Aufgeklärtheiten nicht mehr gut genug? Sucht jeder nur noch den Partner nach Maaß?

Alle Menschen suchen Nähe:
Liebe ist ein Lebensziel.
Ach, ich wünschte mir, ich sähe
Ungeliebte nicht so viel.


Ich glaube auch, daß die meisten Menschen Gesellschaft brauchen, aber ob die Liebe das Lebensziel von allen ist, kann man, glaube ich, nicht so pauschal sagen. Es gibt genug Menschen, die verfolgen ganz andere Ziele, da kann die Liebe sogar hinderlich werden.
Der Wunsch des Lyrischen Ichs aber ist sehr edel, auch wenn er das bleibt, was er ist: ein Wunsch.

Alle Menschen wollen glauben:
An das Gute und das Licht.
Doch wo sie im Dunkel rauben,
wissen sie und glauben nicht.


Hm, mit der Aussage hadere ich ein wenig.
Begriffe wie "das Gute", "das Licht" und "das Dunkel" bleiben ziemlich leer, denn sie müssen erst einmal durch eine Vorstellung davon gefüllt werden.
Und daß jeder seine eigene Vorstellung von dieser Welt besitzt, wissen wir ja inzwischen.

Alle Menschen haben Träume:
Sollen sich erfüllen bald.
Wären alle Träume Bäume,
wüchse bis zur Sonne Wald.


Dann bräuchten wir aber auch ganz viele Welten. So verschieden wie die Menschen nun einmal sind, sind auch ihre Träume und ich glaube, es wäre nicht erstrebenswert, wenn die sich alle erfüllten.
Das würde kein Wald, sondern ein undurchdringlicher Dschungel von sich widersprechenden und bekämpfenden Träumen und würde letztendlich in einem einzigen großen Alptraum für alle münden.
Meine Träume und Wünsche könnten deinen z.B. vollkommen zuwider laufen und schon hätten wir den Salat.

Alle Menschen wollen leben:
Leben kann man auch allein.
Doch einander Halt zu geben,
das bedeutet, Mensch zu sein.


Mit der Conclusio kann ich gut leben und stimme ihr voll zu.
Aber nicht ohne den Hinweis, daß sich unsere Politiker das einmal hinter ihre Ohren und vor allem auf ihre Fahnen schreiben sollten.


Natürlich weiß ich, wie die Aussagen der einzelnen Strophen zu bewerten sind, jedoch wollte ich ein paar Gedanken dazu hier lassen, weil das alles in Wirklichkeit gar nicht so einfach ist.
Aber träumen und wünschen darf man ja.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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