Thema: Am Lagerfeuer
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Alt 07.05.2011, 22:49   #108
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Guten Abend Stimme,

boah, du schaffst mich.
Du kannst vielleicht Fragen stellen. Glaubst du die Philosophie findet wirklich auf alles eine Antwort?

Nun gut, schauen wir mal...

Der "gefühlte Bereich" ist bei einem unbekannten Leser schwer einzuschätzen. Wie ich am Beispiel der Angst schon darlegte, lebt jeder mit seinen individuellen Erfahrungen.
Der Autor muss sich zunächst einmal ein Thema ausdenken, was angstauslösend sein könnte.
Sodann muss er sich eine entsprechende Handlung dazu vorstellen und diese, wie oben beschrieben, umsetzen.
Die Wirkung jedoch kommt umso besser, je deutlicher das Geschehen vor Augen geführt wird.
Wenn ich schreibe oder sage, ein Mensch wurde vor meinen Augen enthauptet, dann ist das erst einmal eine reale Aussage, die eine Reaktion auslöst.
Wie real muss aber diese Szene in einem Film vorgeführt wirken?
So geht es also auch mit der Lyrik. Es muss ein reales Bild beim Leser entstehen, das wie hypnotisch auf ihn einwirkt und ihm keine andere Möglichkeit lässt, als das, was der Dichter beschreiben will, vor seinem inneren Auge entstehen zu lassen.
Der Dichter muss also seine Vorstellung zu der des Lesers machen.
Und je besser das gelingt, desto besser trifft er ins Ziel.

Eine Patentlösung zur Erreichung desselben, kann ich leider nicht anbieten, da jeder nur nach seinen eigenen Fähigkeiten, Erfahrungen und Gefühlen die Macht der Worte und Sprache einsetzen und verwenden kann.

Hilfreich wäre vielleicht noch anzumerken, sich von der Subjektivität so weit wie irgendst möglich zu lösen und persönliche Wertungen aus der Beschreibung heraus zu lassen, damit das Ding möglichst objektiv betrachtet werden kann, so als wäre es das Natürlichste der Welt (was selbstverständlich in der romantischen Dichtung nicht immer gelingen kann).

An welcher Stelle im Gehirn sich das nun genau abspielt, kann ich ad hoc nicht beantworten. Das ist auch m. E. nicht ausschlaggebend.
Wichtig ist viel mehr die Glaubwürdigkeit des Textes, der sinnlich fassbar sein muss, um Wirkung zu erzielen.
Die Augen sind unser direktestes Sinnesorgan und wir können uns in Gedanken Bilder vorstellen, das macht der Dichter sich zu Nutze.
Zudem erzielen die wohlklingenden Reime und der getragene Rhythmus eine Art akkustischen, inneren Wohlklang. Die Bilder werden so zu geordneten Harmonien, denen man folgen kann und erwecken im besten Fall das erwünschte Gefühl im Leser.

So weit erst mal?


Liebe Grüße

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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