Thema: Ich denke
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Alt 09.03.2011, 21:17   #5
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hi gin,

nun, das eigentliche Problem ist ja, daß ich bis auf die Tatsache meines Selbstbewusstseins gar nichts sicher als gegeben ansehen kann.
Selbst unser Körper ist nur eine Anschauung und damit eine Vorstellung überhaupt.
Alle Objekte außer mir, gelangen durch meine Sinnlichkeit, also auf empirischen Wege, in mein Gehirn und werden dort erst zu einer Vorstellung zusammengesetzt.
Wir operieren hier mit bloßen Begriffen, die eigentlich abstrakt sind, weil wirklich jeder eine eigene Vorstellung davon hat.
Nehmen wir z. B. das Wort "Stuhl".
Es ist uns beiden klar, daß hiermit ein Sitzmöbel gemeint ist, ich wette aber, wir haben von dem Ding im Speziellen eine ganz eigene, grundverschiedene Vorstellung.

So geht es uns mit allen Objekten, weshalb ich Schopenhauer zustimme: Die Welt ist meine Vorstellung.

Diese Vorstellung kann sich aber nur im Denken abspielen und dank des einzigartigen Intellekts des Menschen zusätzlich zu den Bildern, wie sie sich im wesentlichen den tierischen Wesen darstellt, auch in abstrakten Begriffen und Mustern.

Ohne unser Denken wären wir also gar nicht, bzw. unser Dasein wäre uns nicht mit all seinen Konsequenzen bewusst.

Was nun den Schlaf angeht, so denke ich, daß es sich bei diesem um einen Regenerationsprozess des Intellekts handelt.
Natürlich erholt sich auch der Körper, jedoch nur von den Belastungen, die wir ihm bewusst zugemutet haben, denn alle anderen Funktionen, Herzmuskel, Atmung, Magen- Darmtrakt, Leber, Niere usw. funktionieren ohne Unterlass und bedürfen keiner Erholung im eigentlichen Sinne, wenn auch ihre Funktionen im Schlaf verlangsamt ablaufen.
Das Bewusstsein jedoch macht eine Pause und lässt im Traume lediglich unorganisierte Gedanken zu, die auch wesentlich undeutlicher wahrgenommen werden, als die Abläufe und das Geschehen, die wir mit realen Sinnen erleben.

Die Frage nach dem "wie weiß ich, daß ich existiere" hast du schon selbst beantwortet: Du denkst und hast damit einen unumstößlichen Beweis für deine eigene Existenz. Du kannst nur denken, wenn du auch bist. Ohne ein Sein, wäre auch ein Denken unmöglich, das eine bedingt das andere und wo nichts ist, kann auch nichts sein.
Das schließt eigentlich auch schon die zweite Frage nach dem "wann" mit ein. Solange du einen Bewusstseinszustand hast, weißt du natürlich auch, daß du bist.
Im Schlaf jedoch wird das Bewusstsein fast völlig ausgeschaltet und so weißt du es eben zu diesem Zeitpunkt nicht, oder besser formuliert, es ist dir nicht direkt bewusst. Aber ich denke, das gehört zum o.a. Regenerationsprozess dazu.

Die Suche nach dem "Ich" wird wahrscheinlich niemals vom Erfolg gekrönt sein, denn man kann sich diesem Ziel wohl nur annähern, weil eben jene Dinge nicht empirisch erfassbar sind und somit zur Metaphysik gehören.
Hier aber sind uns klare Grenzen gesetzt, die wir bisher nicht verlassen konnten.

Aber ich sage es mal so: Solange ich da bin, meine Leiden erträglich sind und die Sonne scheint, ist das Leben doch einfach nur schön und man sollte sich wirklich darüber keine Sorgen machen, sondern es einfach so nehmen, wie es ist...


Danke für deine erneute Rückmeldung...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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