Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 14.03.2010, 15:48   #3
falscher Denker
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 22.03.2009
Ort: Ein Ort auf Zeit und mit Herz
Beiträge: 107
Standard

Hallo lieber Faldi (du bist der Erste, der sich an das STück in all den geposteten Foren daran traut) Danke!

Ich beiße mir inzwischen ins Bein, da ich diese komplizierte Schreibart in meinen Werken eigentlich versuche grade etwas abzugewöhnen. Sie sollen durch ihre einfache aber komplexe Tiefe ansprechen.

Dieses Gedicht entstand nach einem Theaterbesuch. Ich selbst bin kaum kulturell unterwegs, es ist nicht mit meinem Budget oder in meinen Kreisen möglich.

Als ich nun endlich mal wieder Theater in Form von Berthold Brechts Galilei bewundern durfte, so erlebte ich ein Theater neben der Bühne. Da Zuschauer frühzeitig aus dem Stück gingen, mit enttäuschten Blicken.
Ein Tag später durfte ich eine Theaterpädagogin aus dem Theater kennenlernen, welche die Zuschauer die gegangen waren fragte, wieso sie gingen. Die Antworten zusammengefasst: "Wir haben es nicht verstanden." Sie fühlten sich dumm, verarscht konnten dies aber nicht zugeben und suchten die Flucht. Das sagten einige der Zuschauer später auch zu mir selbst, da ich einige von ihnen kenne.

Diese Leute wollten wohl eher unterhalten werden, mit einfachen Theaterstücken, sie selbst machten sich aber zu den Darstellern. Sie hatten sich wohl mit leichter Kost abgefunden, nicht wegen Dummheit, sondern weil wir uns alle einfach lieber berieseln lassen. Fernsehe an und glotzen statt schauen.

Zum Stück (wer selbst interpretieren will, jetzt überlesen:

Zitat:
Reich in ihrer Armut


Dein Schatten verliert
an Gewicht,
im Liebesrausch
einfacher Theaterstücke.
Reich ist nicht bloß materieller Reichtum
Das Ich, der Schatten (Urspurng) bleibt immer, egal in welche Rolle wir schlüpfen. Aber wir können ihn ignorieren und uns im Rausch der Unterhaltung verkriechen.

Zitat:
Schwerelos
lässt du dich enthaupten,
vom Applaus der Masse
und ihrer engen Pracht.
Im Rausch wird der Gedanke unwichtig, Hauptsache wir sind alle zufrieden, auch wenn diese Pracht keine Weite besitzt. Unser Name ist dabei in seiner Rolle egal, schließlich ist es leichter anderen etwas vorzuspielen, statt mitzudenken.

Zitat:
Korallenarme,
tote Wortmeere
bleiben unausgeschöpft
von verketteten Zitaten umrahmt.
Das Potenzial bleibt somit unausgeschöpft, es geht hier nicht um Effizientes, sondern um das Erkennen der kreativen und schöpferischen Möglichkeiten in unseren Meeren aus Leben. Wir sind nicht klug, wenn wir berühmte Zitate in Ketten schmieden und sie als Beweis wiederholen, wir sind klug, wenn wir uns und die Welt trauen zu überdenken.

Zitat:
Der Mond heißt Nacht
die Sonne Tag.
Arme Dichter wenden sich
in ihrem Reichtum von dir ab.
Ansonsten bleibt der Mond eben Nacht und die Sonne der Tag, kein Spielraum für Individuum, für Metaphern und das Anderssein.
Echte Dichter aber sind zwar vielleicht materiell arm, aber schöpferisch reich wie Dagobert Duck, auch wenn sie manchmal wie ein Donald Duck dabei wirken.



Liebe Grüße


Sebastian, f.D. (forever Donald)
__________________
Habe einen Vogel
der die Tassen im Schrank
wieder aufstellt
dessen Schrauben locker sind.

Geändert von falscher Denker (14.03.2010 um 15:51 Uhr)
falscher Denker ist offline   Mit Zitat antworten