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Alt 02.03.2010, 00:39   #5
Louis Lazar
ComMODa
 
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Ort: Zürich, Schweiz
Beiträge: 314
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Es ist schon spät und ich bin grausam erkältet - aber Larins Diskussionsanstoss möchte ich so nicht im Raume stehen lassen. Zumal ich morgen kaum Zeit habe, in angemessener Weise zu antworten. Beginnen wir aber beim Anfang:



Lieber Falderwald,

ich habe dir nicht viel zu sagen. Deine Interpretation ist, obschon du den Dichter vielleicht als zu spezifische Figur auffasst, absolut richtig und treffend. Für dein Lob kann ich dir nur danken.

Was den Metrumfehler angeht, so lasse ich wohl unsere Geister daran scheiden. Mir war klar, dass du, ausgerechnet du, sofort dahinterkommen und nach einer Lösung suchen wirst. Aber als ich das Werk für die Schublade schrieb, war ich der Meinung, den Stolperer gut überlesen zu können. Denn ich muss gestehen, die Wendung in dieser Zeile gefällt mir recht gut - im Gegensatz zu deinem Vorschlag, mit dem ich mich irgendwie nicht so recht anfreunden kann. Vielleicht fällt mir noch etwas Schöneres ein, auch wenn mich das vergebliche, stundenlange Suchen nach einer gleichwertigen Alternative nicht hoffen lässt.

Noch einmal also meinen Dank für deine Zeit, die du auf dem Altar des Zuspruches für mich geopfert hast. Ich weiss das sehr zu schätzen.


Selbiges gilt auch für dich,
Dana,

ich weiss, ich schreibe spärlich und - ich verriet es in meinem Vorstellungspost - zumeist für die Schublade. Das ist gut so, weil ich es nicht anders will. Meine Freude über Kommentare zu ausgewählten Werken ist denn auch ungleich grösser, besonders wenn sie so schön formuliert sind wie der deinige.

Auch du sprichst den Stolpler an - verdammt. Und ich hegte die Hoffnung, allein der Metrumspürhund unseres Forums würde darauf stossen. Da muss ich wohl noch einmal dahinter. Das Kommata habe ich ergänzt. Vielen Dank, ein dummer Fauxpas.

Deine Interpretation deckt sich mit jener von Falder und ist absolut richtig.

Ich danke dir für ein grosses Lob und für deine Zeit.


Und jetzt, zu
Larin,


es tut mir sehr leid, wenn ein Werk aus meiner Feder dem Leser Übelkeit bereitet. Da scheint einiges im Argen zu liegen.

Im Voraus sei dir für deine Zeit und dein Lob eingangs gedankt - und jetzt geht es um die Menschheit...

Zitat:
"niemand sieht mehr....- nur die dichter ..." ist eine so schreckliche verallgemeinerung einer persönlichen emotion, ein drüberstülpen über alles und jedes, dass es mir dabei den magen umdreht!
Das sind, wenn ich recht lese, zwei Verallgemeinerungen. Und du zitierst hier, verzeih', einen Ausdruck, der in dieser Form im Werk gar nicht vorkommt. Was schreibe ich genau?

Zitat:
und keiner steht bewundernd vor den schlichten Dingen,
Ist das denn nicht richtig?
Die Sensationsgeilheit unserer Gesellschaft widert mich an. Es muss immer mehr, immer grösser, immer lauter, immer gewaltiger sein, damit die Leute heute noch ins Staunen kommen.
Gewiss betrachten manche hin und wieder die Natur und werden gewahr, wie schön und prächtig sie eigentlich ist. Aber im diesem Gedicht ist mein persönlicher Eindruck festgehalten und auf diesem fusst meine Meinung: Die Mehrheit der Menschen in der jetzigen, westlichen Gesellschaft hat von Schönheit zwar eine Ahnung, aber die fortschreitende Verblödung in Folge von medialer Reizüberflutung und geistigem Junkfood lässt den "Blick fürs Schöne" (Z1) in uns allen verkümmern.
Dieses Werk handelt nicht von dir und nicht von mir, aber sind wir nicht eine Minderheit?

Wir sind Dichter. Aber für was steht der Dichter in diesem Werk? Für was steht der Poet in Schillers "Teilung der Erde"? Für was stehen die Hyperboreer Nietzsches? Die Wenigen.

Das ist zu überspitzt, zu allgemein, wirst du jetzt vielleicht sagen. Aber ich betrachte diesen, von mir verdichteten Inhalt stets im Rahmen der Form. Ich formuliere im ersten Quartett eine These, der ich im zweiten eine Antithese entgegenstelle, auf die dann in den zwei Terzetten die Synthese folgt. Diese Form lädt doch zur Verallgemeinerung ein - oder nicht?
Wenn nicht und wenn meine Absichten im Bezug auf den Inhalt nicht klar werden, muss ich mein erstes Sonett wohl als Fehlschlag abschreiben.

Darin sind wir wohl uneins. Du möchtest alle Ausnahmen und Sonderfälle in diesen Strophen berücksichtigt sehen. Da, wo ich sage, ist für Ausnahmen kein Platz. Sie haben keinen Platz, weil ich eine Botschaft vermitteln will. Dabei hast du mit allem, was du sagst, durchaus recht, obschon du beim Thema Einsamkeit und Traurigkeit ein bisschen ins Schwafeln gerätst - womit wir wieder beim Dichter-Typus angelangt wären.


Liebe Grüsse und vielen Dank
Louis Lazar

Geändert von Louis Lazar (03.03.2010 um 15:27 Uhr)
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