Thema: Contractors
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Alt 19.02.2010, 15:13   #4
Neil Olssen
Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 15.02.2010
Beiträge: 39
Standard Elvis lebt

Als ich das Gedicht zum ersten Mal las, mußte ich irgendwie an Air America denken, aber ein Contractor ist mir in diesem Zusammenhang noch nicht begegnet. Also googeln und wer da nichts findet, ist selber schuld. Soso, aha, heißes Thema, interessant, wirklich, gibt´s nicht, stimmt - da war mal was, hab ich eigentlich schon vergessen ... waren einige meiner Gedanken, als ich ein wenig quer las, Videos anschaute, sprich ... mein eingestaubtes Hirn mit ein paar "leckeren" Entrüstungshäppchen fütterte.
Insofern muß ich mich hier schon bei Dir für die Wiederbelebung einer verdrängten, naja, vielmehr nicht mehr so beachteten Wirklichkeit bedanken.

Sprachlich kann man hier nicht meckern, fließt auch alles prima, gut gewählte Wörter, von daher ... auch hier ... perfectamente.

Betrachte ich mir jedoch die inhaltliche Umsetzung etwas genauer (was Du sagen möchtest, das ist natürlich klar), eröffnen sich für mich noch einige Fragen. Z.b. Warum hast Du die satirischen > sarkastischen Züge nicht noch konsequenter bis zum Schluß durchgezogen? (wenn Du überhaupt dem Gedicht diesen Mantel überhelfen wolltest); denn in den ersten beiden Strophen könnte man dies m. E. durchaus unterstellen (wobei ich nun aber wahrlich kein ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet bin). Deshalb weiß ich nicht so richtig, WOHIN Du mit Deinem Gedicht willst. Ist irgendwie weder Fisch noch Fleisch. Mmmmhh, ich weiß nicht, wie ich mich ausdrücken soll, wie gesagt, ich finde das Gedicht echt gut und gerade deshalb hätte die Faust die mich hier trifft, ruhig noch etwas schärfer und härter, etwas direkter und geschlossener sein dürfen.

Sind die WIR`s ("wir sind geschult, Wir bieten, sind zum Sterben bereit", usw.), die eigentliche Firma, welche die Contractors entsendet und spricht das "Wir" somit für die eigentlichen "angestellten Vertragsarbeiter" oder sind die "Wir´s" die entsandten Contarctors selbst oder irgendwie beides? Das würde dann nämlich noch weiteren Interpretationsraum zulassen, der m.M. nach aber nicht unbedingt sein sollte. Oder vielleicht seh ich grad den (Falder)Wald vor lauter Bäumen nicht. Kann natürlich auch sein.

Achso, die Moral, ich hatte mich mit eben dieser in Eurem Forum vorgestellt und quasi das Negativ-Pendant zu Deinen persönlichen Moralvorstellungen geliefert, ist meiner Meinung nach nicht jene, welche hier fehlt "...abseits der Moral", sondern gerade der Grund für diese bedingungslose Gewalt, welche ja am Ende einer langen Verlustkette steht. Tugend > Güte > Gerechtigkeit > Moral = Verkümmerung von Vertrauen und Treue. Denn ein moralischer Mensch muß immer um das Wissen der Zukunft tun, und findet er kein Echo, dann versucht er durch Gewalt zu überzeugen. Und wo Jesus eben nicht ist, und das ist er z. B. nicht im Irak, da kann man eben mit absolut christlicher Überzeugung rumballern, denn die Moral ist ja auf seiten der Heilsbringer. Und wenn ich dann noch ein paar hundert Dollar am Tag für WildWest mit Kaugummi und Elvis bekomme, keine Muskeln im Hirn sondern nur in den Armen benötige, einen mehr oder weniger diplomatischen Status besitze, ja dann kann ich schon verstehen, wie da manch einer in die so blühende Falle tappt. Auf jeden Fall besser, als wie der letzte Arsch im Heimatland ohne irgend eine Krankenversicherung von der Hand in den Mund zu leben und so weiter und so weiter. Und da finde ich, kratzen wir jetzt nur an der Öberfläche und begnügen uns damit, was wir sehen.

Wie gesagt, ein Gedicht was unheimlich zum Nachdenken anregt, aber auch die Zeit einfordert, sich mit der inhaltlichen Gesamtproblematik auseinanderzusetzen.

Neil Olssen grüßt Falderwald
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