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Alt 08.01.2010, 22:44   #3
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hi Isy,

oh je, das ist ja ganz schön endgültig düster und klingt ziemlich resignierend.
Soll der Engel denn wirklich keine Chance erhalten, jemals wieder auf die Beine zu kommen?

Chavali hat dir ja schon einige Kritikpunkte aufgezeigt, denen ich auch nur zustimmen kann.
Unter uns: Der Herz/Schmerz Reim gilt unter Dichtern als ziemlich verpönt, da er schon so oft gebraucht wurde.
Das sollte dir dein Gedicht aber jetzt nicht verderben, ich wollte das nur mal für die Zukunft anmerken...

Schauen wir mal, ob wir an der Metrik etwas feilen können.

Zuerst "Xe" ich dein Gedicht mal.

Ein Engel fliegt hoch oben am Himmel
xXxXxXxxXx
ganz frei und ohne Sorgen,
xXxXxXx
ganz tief und verträumt in den Nachthimmel
xXxxXxXxXx
fühlt sich sicher und geborgen.
XxXxXxXx


Doch plötzlich spürt er einen tiefen Schmerz
xXxXxXxXxX
er bleibt stehen und rührt sich nicht,
XxXxxXxX
ein riesengroßer Pfeil trifft mitten ins Herz
xXxXxXxXxxX
die Wolken sind schwarz und dicht.
xXxxXxX


Der Engel fällt zu Boden
xXxXxXx
weiß nicht was mit ihm geschieht,
xXxxXxX
denkt an die Zeit von oben
xXxXxXx
und sieht wie das Leben an ihm vorbei zieht.
xXxxXxxXxXx

Er verkrampft sich vor lauter Schmerzen
XxXxxXxXx
kann nicht verstehen wieso ihm jemand das Leben verdirbt,
xXxXxxXxXxxXxxX
gibt auf schweren Herzens
xXxxXx
er wird ruhig und ruhiger und stirbt.
XxXxxXxXxX

Die Sprache setzt sich zusammen aus betonten und weniger betonten Silben.
Ein großes X steht für eine betonte, ein kleines x für eine unbetonte Silbe.
Wie du siehst, hast du keine Regelmäßigkeit in deiner Reihenfolge und das bewirkt in einem lyrischen gereimten Text ein holperiges Lesen.

Ein Engel fliegt hoch oben am Himmel
ganz frei und ohne Sorgen,
ganz tief und verträumt in den Nachthimmel
fühlt sich sicher und geborgen.

Ein Engel fliegt am Himmel oben,
er ist ganz frei und ohne Sorgen,
ganz tief verträumt, die Nacht am Loben,
fühlt er sich sicher und geborgen.


xXxXxXxXx
xXxXxXxXx
xXxXxXxXx
xXxXxXxXx


Doch plötzlich spürt er einen tiefen Schmerz
er bleibt stehen und rührt sich nicht,
ein riesengroßer Pfeil trifft mitten ins Herz
die Wolken sind schwarz und dicht.

Doch plötzlich lässt ein tiefer Schmerz
ihn halten und er rührt sich nicht,
ein spitzer Pfeil steckt ihm im Herz,
die Wolken werden schwarz und dicht.

xXxXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxX


Der Engel fällt zu Boden
weiß nicht was mit ihm geschieht,
denkt an die Zeit von oben
und sieht wie das Leben an ihm vorbei zieht.

Er stürzt herab und fällt zu Boden,
weiß nicht mehr wie ihm da geschieht,
sein Leben zieht in Episoden
an im vorbei, die Zeit entflieht.

xXxXxXxXx
xXxXxXxX
xXxXxXxXx
xXxXxXxX



Er verkrampft sich vor lauter Schmerzen
kann nicht verstehen wieso ihm jemand das Leben verdirbt,
gibt auf schweren Herzens
er wird ruhig und ruhiger und stirbt.

Verständnislos im Krampf der Schmerzen,
wer ihm das Leben so verdirbt,
gibt er dann auf mit schwerem Herzen,
wird still und stiller und er stirbt.

xXxXxXxXx
xXxXxXxX
xXxXxXxXx
xXxXxXxX


Wie du siehst, habe ich hier und da ein Wort versetzt, ausgetauscht, weggelassen oder hinzugefügt, jedoch an der Aussage deines Gedichtes nichts geändert.
Das Ganze ist jedoch jetzt einheitlich rhythmisch, das nennt man auch metrisch.

Die Metrik ist also der Rhythmus in einem Gedicht.

Das kann man üben und lernen...


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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