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Alt 10.12.2009, 12:28   #9
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
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Lb. Medusa,

danke für Deinen Eintrag.

In der Tat haben wir in diesem Forum über die Sprache als Waffe hier Einiges gelernt, aber auch über mangelnde Sachlichkeit im Diskutieren und Entscheiden. Es ist häufig vernünftig, nüchtern und distanziert abzuwägen, und erst dann, unter Einbeziehung aller Fakten, zu handeln. Zeit schafft diesen nötigen Abstand. Je schwieriger eine Situation, desto mehr gilt es, der Langsamkeit eine Chance zu geben. "Eile mit Weile", nennt der Volksmund das. Ich hätte mir sehr gewünscht, alle Betroffenen und alle Ebenen hätten dieser weisen Vorgabe entsprochen. Auch wäre das Konzept "audito et altera pars", das aus dem römischen Rechtsraum kommt, eine gute Handreichung für das Beurteilen der Gesamtlage gewesen.

Genau dieser Abstand, das Abwägen und Durchdenken, das pointierte Formulieren der jeweiligen Interessenslagen und Motive, die nur so entstehende Empathie für sog. "Hidden Agendas", macht den Kern der Moderation und der sachlichen, fairen Kommunikation aus. Nicht alles ist übrigens öffentlichkeitsfähig. Nicht umsonst kennt die Gerichtsbarkeit den Ausschluß der Öffentlichkeit.

Sprache ist immer auch Werkzeug, zugleich aber Kulturträger und zeigt in ihrer Gesamtheit Stimmung und Gruppenzivilisation an. Das sollten alle, die sich in einem solchen Raum tummeln, verstehen. Man kann aus der Gesamtschau einen tiefen Einblick über den Zustand einer Gruppe gewinnen. Aber auch dazu ist das Zurücknehmen, das Einnehmen der Beobachterhaltung, wesentliche Voraussetzung. Da Betriebsblindheit die klassische Folge des Mithandelns ist, kann freundlicher externer Rat manchmal die einzige Möglichkeit sein, eine solche "soziale Krise" zu bewältigen.

Dazu gehört aber eine Kultur des Zuhörens, die wiederum eng mit der Fähigkeit, kritische Hinweise als sachliche Hilfestellung zu nehmen und durchaus nicht als persönlichen Angriff, verbunden ist. Man muß dabei zu unterscheiden lernen, wer wirklich helfen will und wer möglichweise eine "Hidden Agenda" hat. Und einem klugen Mitmenschen zugestehen, daß er diese vielleicht bereits kennt, ohne sie unnötigerweise gesondert zu thematisieren. Natürlich gibt es auch für Kritik und Kommentar die eiserne Regel der kühlen, sachlichen Sprache. So hängt Sprache mit Zusammenleben zusammen.

Ich habe hier Dinge gesehen, die ich mir - und uns allen - lieber erspart hätte. Dadurch hat dieses Gedicht und sein Thema eine erschreckende Aktualität erhalten. Mir ist das Lachen im Halse wahrlich stecken geblieben. Aber meine Ironie ist ja schon immer mit ein wenig Traurigkeit, dem Hauch der Vergeblichkeit, gemischt, von der jetzt bei mir nur noch eine tiefe, kopfschüttelnde, Trauer übrig geblieben ist.

Bester Gruß W.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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Geändert von Walther (10.12.2009 um 18:34 Uhr)
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