Thema: Erreicht
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Alt 03.12.2009, 14:30   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
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In meinem weiten Herzen bebt Gedinge,
davon zu fühlen ich nicht mehr geglaubt.
Ich wähnte mich so scheinbar unberaubt
und hänge dennoch wieder in der Schlinge.

Erinnern kommt entlang wie weiße Wellen.
Der blasse Strand ist leer, ist unbehaust.
Wenn endlos Sturmwind unerbittlich braust:
Was wird den nächsten Tag erhellen?

Scheint heut die Sonne? Scheint der Mond?
Die trüben Augen wollen nicht mehr schauen.
So Abgetragenes ist nicht mehr aufzubauen.
Mich schultern ... ob sich das noch lohnt?

Zu schwer sind jetzt die alten Ziegelsteine.
Die greise Karre zieht sich nicht mehr leicht.
Ich geh zurück in mich. Nicht, dass ich weine,
denn letzten Endes hab ich mich erreicht.



Hi, leier!

Sehr schönes, philosophisch fragenden, fast wehmütiges Gedicht voller Tiefe und unterschwelligem Weh. Dennoch - ein ermutigender Ausklang, gereift und Hoffnung weckend. Sehr gelungen...
...bis auf deine leidigen Metrikmacken, die den Genuß (zumindest aus meiner Sicht) leider etwas schmälern. Daher war ich wieder frech und habe dein Zitat bearbeitet. Ich hoffe, es konveniert.

Ausgesprochen gern gelesen! Da hast du einen "begnadeten" Moment erwischt...

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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