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Alt 31.07.2009, 21:23   #1
Blaugold
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 23.02.2009
Ort: BadenWürttemberg
Beiträge: 526
Standard Wir klatschten den roten Mohn

Im Mais sind wir herumgeirrt.
Wir klatschten laut den roten Mohn,
die Vögel flogen auf, davon.
Auf jedem Feld hat es geschwirrt,
gehüpft, geflattert und gesirrt.

Der Wasserstand im breiten Bach
ließ allen Fischen wenig Raum.
Am Stein sah man den tiefen Saum,
ein Rinnsal, ziemlich lahm und flach.
Wir saßen unterm Wellblechdach

und spuckten Kirschensteine weit
hinein in diesen seichten Strom.
Manch Fischlein glitzerte wie Chrom.
Der Tag war voller Fröhlichkeit,
und bis zum Abend ohne Zeit.

Es gab Blessuren. Spitzer Stein,
auch Nesseln, Dornen. Sonnenbrand.
Doch nichts hat uns zum Tor ernannt.
Sie durften Episoden sein.
Ein Held wehklagte nur allein.

Lange Tage, kurze Hosen,
helle Wochen, klares Licht,
blauer Himmel fehlten nicht.
Erste Liebe, scheues Kosen,
rosa Wolken im Gesicht ...

Und wenn ich heute manchmal mag,
dann geh ich durch das hohe Feld
und schwirre in die Kinderwelt,
die ich in meinem Herzen trag;
klatsch wieder Mohn. Für einen Tag.
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