Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 11.07.2009, 12:26   #12
RiffRaff
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Hallo medusa,

interessant, einen Großen "ertappt" zu sehen, wie er die Form zugunsten des Inhalts geopfert hat. Ich nehme an du meinst mit den Wiederholungen, dass Swinburne die nicht entsprechend dem vorgegebenen Schlüssel verwendet hat?

Hier ist noch eine - übersetzte - von Elizabeth Bishop. Die hat auch eine sehr imponierende Villanelle geschrieben "The Art of Losing". Weiß nicht ob du die kennst, falls nein, solltest du sie mal googeln. ICh wette die gefällt dir.

Septemberregen fällt aufs Haus.
Im Zwielicht sitzt die alte Oma
dort in der Küche mit dem Kind
neben dem kleinen Wunderherd,
liest Witze aus dem Almanach
lacht, spricht, und überspielt die Tränen.

Sie denkt dass ihre Sonnwendtränen,
dem Regen gleich, der`s Dach drischt und das Haus
verzeichnet war`n im Almanach,
doch dass man das nur weiß als Oma.
Der Eisenkessel singt dort auf dem Herd.
Sie schneidet Brot auf, sagt zum Kind

dass Teezeit sei, jedoch das Kind
sieht nur des Kessels kleine harte Tränen
wie irre tanzen auf dem heißen Herd,
so wie der Regen auf dem Haus.
Beim Säubern hängt die alte Oma
am Faden auf den schlauen Almanach.

Dort flappt er vogelgleich, der Almanach
halb aufgeschlagen über`m Kind
flappt über der alten Oma
und ihrer Tasse voll bräunlicher Tränen.
Sie fröstelt, sagt, ihr fühle sich das Haus
so kalt an, legt mehr Holz noch nach im Herd.

„So musst` es kommen“ sagt der Wunderherd,
„ich weiß das, was ich weiß“ der Almanach.
Mit Kreiden malt das Kind ein starres Haus,
davor –gewunden- einen Weg. Es malt das Kind
ins Haus den Mann mit Knöpfen wie aus Tränen,
und präsentiert das Bild voll Stolz der Oma.

Doch insgeheim als noch die Oma
zugange ist mit jenem Herd
fallen die kleinen Monde wie Tränen
herab aus den Seiten des Almanachs
und in das Blumenbeet. Das hat das Kind
ganz achtsam angelegt vorm Haus.

„Jetzt Tränen pflanzen“ sagt der Almanach,
die Oma singt eins für den Herd,
das Kind malt noch ein undeutbares Haus.