Thema: Julimorgen
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Alt 04.07.2009, 00:56   #2
Narvik
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 21.03.2009
Ort: Im hohen Norden
Beiträge: 431
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Hallo Chavali,
diese Szenen lassen vor dem Auge des Betrachters das träumerische Bild einer schönen Naturbetrachtung entstehen.
Ich kann mir den Spaziergang richtig vorstellen.
Morgens, wenn die über Nacht angesammelte Feuchtigkeit anfängt zu verdunsten, dann riecht es im Wald immer besonders gut.
Die friedlich grasenden Rehe, die Nebelschwaden, die Tautropfen im Gras und das volle Korn, wie es sich im leisen Wind bewegt, tun ein Übriges, um sich mal wieder richtig zu entspannen und etwas zu genießen, was im Alltag leider oft fehlt, nämlich die Freiheit der Natur.
Das hat mir gefallen.

Vielleicht darf ich etwas zum Formalen anmerken.
Ich habe mir erlaubt, dein Gedicht mal zu Xen.

Die Erde atmet den Duft des Sommers,
das Korn schon in vollen Ähren steht.
Vom Wald herüber tönt Vogelgesang,
während von Osten die Sonne aufgeht.

xXxXxxXxXx
xXxxXxXxX
xXxXxxXxxX
XxxXxxXxxX

Der nahe Weiher liegt noch im Nebel,
der langsam in die Höhe aufsteigt.
Dort unter den Tannen grasen Rehe,
ihre Köpfe sind vornüber geneigt.

xXxXxXxxXx
xXxXxXxxX
xXxxXxXxXx
XxXxXxXxxX

Die Wiesen sind noch mit Tau bedeckt,
der perlgleich an jedem Halme hängt.
Ein Wanderer geht den Weg voran,
die Schritte in Richtung Hütte lenkt.

xXxXxxXxX
xXxxXxXxX
xXxxXxXxX
xXxxXxXxX

Sorglos fühlt er sich ungebunden,
er hat für sich die Freiheit entdeckt.
An diesem Morgen hat er gefunden,
was sich vor ihm schon lange versteckt.

XxXxXxxXx
xXxXxXxxX
xXxXxXxxXx
XxxXxXxxX

Wie man unschwer erkennen kann, ist dies ein reines Reimgedicht, ohne besondere Metrikzwänge einzuhalten.
Auch die Silbenzahl variiert zwischen 9 und 10 Silben, folgt aber keinem erkennbaren Muster.
Dasselbe gilt für die Kadenzen, wie auch für die Auftakte, so dass ich annehme, dies war so beabsichtigt, denn einer erfahrenen Dichterin wie dir, wird das sicherlich nicht entgangen sein.
Das ist auch nicht weiter tragisch, jedoch störend wirken auf mich die Inversionen in Strophe 1, Zeile 2 und Strophe 3, Zeile 4.
Es lenkt so ein wenig vom natürlichen Sprachgebrauch ab, was ich sehr schade finde, weil es so reimgezwungen wirkt.

Die Erde atmet den Duft des Sommers,
während ein Wind durch volle Ähren weht.
Vom Wald herüber tönt Vogelgesang,
weil nun im Osten die Sonne aufgeht.

Die Wiesen sind noch mit Tau bedeckt,
der perlgleich an jedem Halme hängt.
Ein Wanderer geht den Weg voran,
den Schritt in Richtung Hütte gelenkt.

Ich weiß nicht, ob du was damit anfangen kannst.
Aber das war mir die ganze Mühe wert, denn du verwendest wirklich schöne Bilder.

Fröhliche Inselgrüße
Narvik
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Nur der fröhliche Mensch allein ist fähig, Wohlgefallen am Guten zu finden. (Kant)
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