Thema: Maskulin
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 23.06.2009, 17:21   #2
Blaugold
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 23.02.2009
Ort: BadenWürttemberg
Beiträge: 526
Standard

Hallo Ibrahim

In ähnlicher Form habe ich schon mit Kolleginnen knapp am Todernst vorbei über diverse Verweiblichungen in der Sprache diskutiert.

Doch zunächst zu deinem Gedicht. Das Reh hat ja etliche Verwandte, auch alle sächlich benannt, seltsamerweise:

das Püreh,
das Separeh
das Carreh
das Kabareh

wobei wahrscheinlich das "h" am Wortende Reh mitverantwortlich sein könnte. Denn Namensvetter (es gibt ja auch Maiers mit ay, ey oder ei) ohne "h" am Schluss weisen oft mehr weibliches Geschlechtswort auf:

die Pore
die Hure
die Mire (Mathieu, franz. Sängerin)

um nur einige zu nennen.
eine männliche Bestimmung ist außer in deinem Gedicht nirgends sichtbar, und jetzt zu meinen Kolleginnen:

In Anbetracht von Bezeichnung, die ungerechterweise aus dem Patriarchalen Wortschatz auch auf Frauen bis vor Kurzem angewandt wurden, hat sich die Gleichberechtigung für die Frauen zum großen Teil endlich durchgesetzt!

Es heißt jetzt

Kollegin
Chefin
Bundeskanzlerin

soweit ok., klar. Doch warum nicht in der Anrede

Frau Bundeskanzlerin
Frau Maierin
Frau Professorin

denn wir sprechen ja auch nicht

Frau Kollege

sondern

Frau Kollegin,

gelle!?


Und da beginnt manchmal eine geschlechtsunspeziefische Auseinandersetzung im Kreis meiner Kolleg/innen:

Denn die angepassten Verweiblichungen ursprünglich "männlicher" Bezeichnen funktionierten. Nur leider ist der Mann wieder mal in der Gleichberechtigungsanpassungsbemühung "der" Benachteiligte.

Oder, wie erklärst du mir, warum es für die Fachkraft noch keine männerwürdige Reform gibt?

Der Fachkraftikus vielleicht?

Ist ja schlimmer als der Nonnerich anstatt Mönch.

Sicher hast du in ähnlicher Intention dein Gedicht verkryptet, oder nicht?

Auf jeden Fall interpretierte ich das spaßeshalber mal raus!


Blaugold
Blaugold ist offline   Mit Zitat antworten