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Alt 19.06.2009, 02:09   #13
Kajn Kokosknusper
Närrisches Fieber
 
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Krek-krek,

Einigen wir uns auf um 1800. Da gab es zunächst einen riesigen Sonettstreit (hab ich mich letztens erst mit befasst). Sonett galt vielen als zu streng und so, ausserdem durch den Barock als verquast. Naja, das Typische, ist bis heute ja nicht anders...

Sieh dir die Sonette der Romantiker mal an. Die meisten hielten sich nicht an irgendeine Regel, dass nur 10 oder 11 Silben gelten dürften. Schlegel war da einer der gestrengen Verfechter von, ja, aber er war auch nicht der einzige Sonettist. Die häufigste Variante, die sich wiederum sogar bei Schlegel finden lässt, ist die, das ein Reimpaar in den Terzetten eine männliche Kadenz hat, der Rest endet weiblich. Und hätten sich die Romantiker nur an Shakespeare orientiert, hätten sie auch den umarmenden Reim zugunsten des Kreuzreims fallen gelassen.
Goethe bekam ja plötzlich auch einen romantischen Anfall, Sonette zu schreiben. Seine sind vor allem an Petraca orientiert, was auch durchschimmert. Er schrieb sämtliche im Elfsilber. Da er aber ansonsten nicht als grosser Sonettist galt und selbst auch nie eine goldene Regel für alle daraus abgeleitet hat, sollte man ihn auch nicht zum Maßstab nehmen.

Zitat:
Und genau da setzt mein "Unterricht" an! Nicht vorher und nicht nachher! Und glaub mir, wer das möchte, der kann mit meinem "leicht gemacht" durchaus was anfangen und ein schönes, ich behaupte nicht perfektes, Sonett schreiben. Für den Anfang ist das ganz hervorragend !
Ich behaupte, Medusa, wer sich bisher noch nicht mit Sonetten befasst hat, wird aus deinem Text eherne Regeln ableiten. Und dann wird jedem Sonett, dass nicht gleichlange Verse hat, unterstellt, es sei keins. Gut, dass hafte ich nicht deinem Text an, weil das ist wohl leider längst Usus in den Foren...
Und da bleiben noch weitere Fragen: Warum soll es ein Anfänger umständlich schwer haben müssen, gleichlange Verse zu schreiben, wenn es diese Regel doch gar nicht gibt? Warum soll er auf den Alexandriner verzichten?
Und woraus soll er hier ableiten, dass es sich im Text also lediglich um die Übernahme der schlegelschen Pedanterie handelt?
Und dann ist da noch immer der Punkt mit der Diärese, die dem Elfsilber widerspricht. Der oben erwähnte Schlegel kritisierte den mittigen Einschnitt des Alexandriners als monoton und dass ein elfsilber das zwangsläufig umgeht...usw. .

Den Jambischen Pentameter gab es im Deutschen auch schon vor den Romantikern. Opitz schlug ihn genauso vor wie den Alexandriner. Der Barock hat diesen auch nie negiert, er fand den Alex lediglich weit mehr tres chic.

Wie die 14 Strophen dargestellt werden, ist seid je egal. Du kannst sie auch alle zusammenpappen wie Gryphius das in dem einen Beispiel tat. Petraca schrieb sie meines wissens auch zusammen, bin aber grad zu faul, nachzusehen.

Gernhardt? Ich kenn einige Sachen von ihm, wurde da aber bisher nicht warm mit.
Kennst Du Paul Boldt oder die pornographischen Sonette Brechts?


liebe Grüße
Kajn
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Klio riss aus einem Traume
sich, von einem Lindenbaume:
"Wow, hast Du nen großen Stamm!
Ob ich dich besteigen kann?"


Ich würde nur an einen Gott glauben, der zu tanzen verstünde.
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