Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 08.05.2009, 20:21   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.947
Standard

Liebe Herbstlaub,

das erinnert mich an den Schatz im Silbersee und die Plitvicer Seen in Kroatien, wo viele Szenen zu Karl Mey-Filmen gedreht wurden.
Auch ich habe diesen kroatischen Naturpark vor einigen Jahren sehen dürfen und das war schon sehr beeindruckend.
Ja, und dein Gedicht erinnert sehr an eine Szene aus einem Film, wo eine Frau unter einem Wasserfall geduscht hat. (Das kann auch eine Tarzanverfilmung gewesen sein )
Wenn ich mir das so vorstelle, dann ergibt das sogar ein leicht erotisches Bild.

Dein Gedicht ist eine gelungene Kombination aus freien und gebundenen Zeilen.
Was mir auffiel war die Ausdruckskraft der ersten Strophe, was von dem verwendeten Trochäus herrührt.

Du steigst direkt mit einer betonten Silbe ein:

Weithin hörbar Donnergrollen,
Kräfte, die uns schrumpfen lassen,
Mahnung, dass wir Achtung zollen,
(der) Urgewalt der Wassermassen.

Ich würde das "der" am Anfang der letzten Zeile weglassen, dann ist es auch rhythmisch stimmig.

Die zweite Strophe ist relativ frei, aber flüssig, habe eine kleine Veränderung vorgenommen (s.u.).

Was ich nicht verstehe, ist, daß du in Strophe 3 nicht wieder zum kraftvollen Trochäus greifst, sondern einen durchgängigen Jambus verwendest. Das verschleppt irgendwie den ganzen Takt.
Lies es mal so:

Wasserschnüre, fein gewunden,
weißer Vorhang Schicht um Schicht,
leuchtet selbst in dunklen Stunden,
tausend Prismen brechen Licht.

Die vierte Strophe ist wieder frei, reimt sich jedoch in der 3.Zeile mit Z3 von S2.


Alles in allem ein schönes Gedicht.

Abschließend zeige ich dir noch einmal meine Vorschläge im Gesamtergebnis:

Weithin hörbar Donnergrollen,
Kräfte, die uns schrumpfen lassen,
Mahnung, dass wir Achtung zollen,
Urgewalt der Wassermassen.

Rasend über schroffe Kanten,
kopflos, nur der Schwerkraft folgend,
ungebremst in freiem Fall.

Wasserschnüre, fein gewunden,
weißer Vorhang Schicht um Schicht,
leuchtet selbst in dunklen Stunden,
tausend Prismen brechen Licht.


Tropfen prallen auf die Felsen,
Wasserstaub auf meiner Haut.
Lausche stumm dem Donnerhall.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald




Foto: Falderwald 2005
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten