Westwind
Westwind.
Der Westwind greift tief in die Äste
Und reißt die Blätter einfach ab,
Als wären sie bloß kurze Gäste.
Er wirft sie hin auf dieses Grab.
Dort liegt im Grund, was doch im Grunde
Noch leben sollte, Tag für Tag.
Ich stehe hier. Dass ich gesunde,
Ist etwas, das zu hoffen wag
Am Morgen der, der ausgeschlafen
Aus seinem Dunkel in die Welt
Getreten ist, als seien Strafen
Nur Schicksal und nicht Sündengeld.
Ich fasse meinen Mantel enger
Und blicke durch das Nichts im Grau.
Und die da liegen, liegen länger,
Und niemand weiß so ganz genau,
Warum es sie traf – und nicht andre.
Der Wind ist kalt, er zerrt an mir,
Und will, dass ich mein Leben wandre,
Und der dort liegt, bleibt immer hier.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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Geändert von Walther (28.05.2018 um 14:33 Uhr)
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