Zitat:
Zitat von Sufnus
Hi syranie!
Ich widerspreche meinen Vorrednern energisch, wenn auch gänzlich unapodiktisch, ihnen also selbstredend ihre respektable (aber falsche  ) Meinung lassend. Das kurze Gedicht ist für mich eindeutig das schönste (schön sind alle drei). Die langen Versionen wirken für sich gelesen durchaus poetisch, im Vergleich mit der wunderbaren kurzen Fassung aber langatmig und fast schon bevormundend. Die vierhebige Fassung lässt gerade in ihrer Verknappung und teilweisen Inkommensurabilität dem Leser die Luft zum Atmen... sehr fein!
Und hier noch ein paar Ideen:
Die Linde
Gerne lehne ich an Rinde,
Frühling, Sommer, Herbst und Winter,
spür die Zeit und sehe hinter
deinen bunten Blättern linde
Kindertage und verbinde
Spatzenfliegen, kleine Sprinter,
Hoffnung in dem grauen Sinter-
herzen unterm Zeitgewinde,
rieche Duft von tausend Blüten,
spür die Rauigkeit im Rücken ,
fühle Krieg und wehes Wüten
beim Verweilen unter Ästen,
und Mirakel werden Mücken:
Gast sein unter Erdengästen!
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Danke für deine Meinung.
Ich erkenne dein Anliegen. Ja es stimmt, die kurze Fassung lässt dem Leser die innere Freiheit. Ich schreibe ja schon länger Texte, und habe mit zunehmendem Wissen beim Dichten gemerkt, wie ich selber ticke. Ich war eine Schreiberin, die ein Ureigenes Anliegen verfolgt hatte, bis ich innerlich weiter gewachsen bin. Damit meine ich, früher habe ich viel emotionaler "gewortet", und somit chaotischer, die Bilder waren spontan und folgten keinem Strang oder gar einem rotem Faden. Je länger ich beim Texte geschrieben habe, desto mehr wollte ich irgendwann verstanden werden.
Nun ist es mir bewusst, was, wann ich mache. Auch schwankt meine Inspiration. Manchmal schreibe ich ein Gedicht einfach auf ( in 1 Stunde - 2 Stunden ), so ist das hier mit dem 5 Heber geschehen. Deswegen mag ich den am liebsten. Er ist meinem Gefühl am nächsten hier. Ich bin ein " Bauchmensch"

Manchmal lasse ich den Worten auch einfach ihren freien Lauf.
Der 4 Heber gefällt mir auch ausgesprochen gut. Und deine Vorschläge finde ich gelungen. Die Vorschläge in den ersten 2 S. sind von mir zu weit entfernt.Die letzten zwei Strophen habe ich von dir übernommen. Danke dafür.
Du benutzt das Fachwort "unapodiktisch", das verstehe ich nicht. Aber ich glaube mit meinem Quer lesen deines Kommentares liege ich wohl richtig. Auf jeden Fall habe ich mich gefreut.
Ich lasse alle Fassungen stehen, dann kann jeder seine Lieblings Fassung lesen. Und danke für die "Mirakellösung"
Liebe Grüße sy
PS: ich beginne Vierheber von mir zu sammeln, weil die Spaß machen z. B.:
Fahrrad fahren
Radeln: froh durch Wald und Wiesen
immer mit den Beinen kreisen.
Sinne gehen hier auf Reisen,
fliegen mit den Wolkenriesen
durch die sommerfrischen Brisen.
Dabei zwitschern kleine Meisen,
wie sie ihre Bäume preisen.
Staunend fahren heißt: mit diesen
Wundern einfach weiterschweifen,
spüren! Wind und Regentropfen
lassen uns Natur begreifen
und bekannte Lieder pfeifen.
Munter unsre Herzen klopfen,
wo wir durch Erlebtes streifen.
Gespinste
Wie kann man Gedanken fangen,
die wie Nebel sich bewegen,
schweben und sich niemals legen,
über Stock und Stein gelangen,
von den höchsten Bergen wallen,
um die Bäume zu benetzen,
sich auf Traum und Dasein setzen,
und in dunkle Tiefen fallen?
Düsterschwere Niemandslande
rauben selbst den hellsten Lichtern
Helligkeit, bewirken Schande,
Traurigkeit und Leid entstehen,
man erkennt in den Gesichtern:
dass wir uns nur selber drehen.

