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Alt 07.05.2017, 11:58   #4
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heimkehrerin
 
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Mir gefällt die erste Version auch bedeutend besser, lieber Thomas!

Und die abschließenden Zeilen

Zitat:
Dann wird, auf's Rad der Weltgeschichte
geflochten, unser Sein zunichte.
finde ich toll und ich würde auch nicht darauf verzichten wollen. Die Aussage davor betrifft ja ganz allgemein alles Leben, das im Strudel eines Weltuntergangs vernichtet wird. Bis dorthin liest sich dein Gedicht wie eine Schilderung einer bevorstehenden Naturkatastrophe. Doch die beiden letzten Zeilen verweisen auf die eigentliche "Naturgewalt" - nämlich die Menschheit in ihrem zerstörerischen Sein und Streben. So zumindest interpretiere ich es.

Aufs Rad geflochten - das deutet ein gewaltsames Ende an und zugleich auch Bestrafung für unser Tun und unseren Hochmut. Das menschliche "Sein", auf das wir voller Stolz (vielleicht auch Hochmut) mittels der Weltgeschichte blicken, ist, worum es hier geht. Und um dessen Vergänglichkeit und Nichtigkeit.

Weltgeschichte ist bei genauerer Betrachtung auch unser Mittel zur Auflistung der Errungenschaften unserer "überlegenen" Gattung (die unschönen Kapitel blenden wir - kollektiv betrachtet - nur allzu leicht und gerne aus oder verbrämen sie als Eroberertum und Pioniergeist). Das letzte Kapitel der Weltgeschichte wird jedoch leider jenes sein, das davon handelt, wie wir selbst unseren schönen Planeten (die "kleine, heile Welt") ausgebeutet haben bis zur völligen Zerstörung.

Und es wird auch niemanden mehr geben, es zu schreiben, geschweige denn zu lesen.

Dein Gedicht habe ich aber gelesen und das noch dazu sehr gerne!

Lieber Gruß,
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"Du musst, wenn du unser Glück beschreiben willst,
ganz viele kleine Punkte machen wie Seurat.
Und dass es Glück war, wird man erst aus der Distanz sehen.”

― Peter Stamm, Agnes
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