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Alt 17.03.2017, 19:31   #6
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hallo bobo,

da Erich schon einige grundlegende Dinge bezüglich Metrik und Ausdruck bzw. Stil dargelegt hat und du in deiner Antwort durchblicken lässt, dich schon näher mit der Metrik befasst zu haben, erspare ich uns an dieser Stelle weitere Ausführungen.

Als diplomierter Künstler ist dir sicherlich bekannt, dass ein Kunstwerk neben verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten und - stilen an seiner Aussagekraft gemessen wird, in der Lyrik heißt das: Was will der Dichter uns sagen?

Das ist nicht immer ganz einfach zu ermitteln, denn der Dichter benutzt oft Metaphern.
Die Metapher ist ein sprachlicher Ausdruck, bei dem ein Wort oder Wortgruppe aus seinem augenscheinlichen Bedeutungszusammenhang in einen anderen überführt wird, ohne dass der direkte Vergleich die Beziehung zwischen dem Genannten und dem eigentlich Gemeinten verdeutlicht.

Vorspiel:

Wenn der Frühling kommt, so heißen ihn alle Willkommen, denn er bringt Licht und Wärme mit sich, die winterlichen Entbehrungen gehen dem Ende zu.
Der Frühling kann in verschiedenen Personen an verschiedenen Orten auftreten.
Hier ist es der weiße Dunkelwald, eine schöne Metapher für den Winter übrigens, der durch diese (wieder mal) neu ankommende göttliche Naturgewalt von Eis und Kälte befreit und erleuchtet werden soll.
Tja, nur ist der Winter leider etwas zickig und spielt seine Macken noch mal richtig aus, doch der Frühling verlangt die Ehre, die ihm seiner Meinung nach zusteht.

Fazit:

Die Ehre muss sich der Frühling aber erst noch verdienen, denn es hat schon erbitterte und lange Kämpfe mit der Winterwelt gegeben und manchmal hat es sogar im Juni, Juli oder August noch kräftig gehagelt.
Man sollte die Kräfte des Winters nicht unterschätzen.

Frühlingserwachen I

Ja, überall sind sie schon unterwegs, alle kommen wieder aus ihren Löchern hervorgekrochen und es herrscht schon ein munteres Gewimmel. Die Bienchen befruchten die Blümchen und sammeln den Nektar, doch nur der Imker wird daraus Honig machen.
So ist es überall im Leben, nicht nur bei den Bienchen.

Eine schwarze Drossel ist aufgewacht, sonnt sich im hellsten Lichtstand und schaut ziemlich arrogant vom Häuserdach herunter.

Wie ein Liedermacher trällert der Hahn seine Melodien auf dem Weg zu einem romantischen Stelldichein.
Natürlich ist er nicht der einzige Sänger, denn andere tun es ihm gleich.

Aber das kratzt dieses Amselhähnchen nicht im Geringsten, kann es sich doch jederzeit im Sonnenlicht baden gehen.
Da fällt der ganze Mob nämlich nicht auf, es sind ja auch nur die eigenen Artgenossen.

Fazit:

Die Zeilen sind gut übertragbar auf jegliche Gesellschaft und sind ein gekonnt konstruiertes Spiegelbild.

Was sie allerdings konkret spiegeln, geht aus dem Text nicht hervor, daher wäre es müßig, darüber zu spekulieren.
Da bleibt dem Leser noch ein großer Interpretationsspielraum.

Natürlich ist das Ganze auch eine Naturbeschreibung und der bevorstehenden Jahreszeit gemäß...


In diesem Sinne gern gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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