Touch me – eine Generation später
Touch me – eine Generation später
Herrn Müllers Tochter pubertiert,
und weil die Krankheit grad grassiert
fängt auch bei Maiers Sohnemann
mit Pickeln dieses Übel an.
Es haben Töchterchen und Sohn
sich intensiv seit Jahren schon
gekratzt, geprügelt und gebissen;
doch beider Sinn steht nun nach Küssen.
Den Vätern bleibt das nicht verborgen,
drum machen sie sich ernsthaft Sorgen,
besonders Müller kommt in Rage
ob der Testosteron-Bagage.
Er weiß doch, wie er selbst gewesen,
als er mit nimmermüdem Besen
genau das tat, was bei den Kindern
er gern versuchte zu verhindern.
O je! Im Garten sitzen sie
dort hinter Büschen vis à vis
und touchen Liebes-Turtelein
im Screen des eignen Smartphones ein.
Sonst nichts! Herr Müller kann's nicht fassen,
er atmet durch und denkt gelassen:
"Ich sah die beiden schon im Bett.
Gesegnet sei das Internet!"
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© Ralf Schauerhammer
Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
Geändert von Thomas (13.03.2017 um 17:55 Uhr)
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