Lieber Erich,
Ich rechne es dir hoch an, dass du so respektvoll mit diesem Gedicht umgehst. Es ist mir fast peinlich, was ich da für Böcke geschossen habe.


Aber man sollte eben grippig und nach 2 Tagen Babynachtdienst keine gehaltvollen Verse schreiben…
Aber besser mein Werk ist nicht perfekt als Töchterchens Prüfung…GGG Wir hatten den Kleinen nämlich hier, damit sie als allein erziehende Mutter in Ruhe schlafen konnte und gestern ihre Bachelor-Prüfung machen. Sie hat super bestanden! Stolz lächel.
Wie auch immer hast du natürlich recht.
Das Werk war offenbar nicht ausgefeilt.
Hochemotional zudem geschrieben aus dem Wunsch heraus, die Diskrepanz zwischen unserem hochgeliebten Enkel und der furchtbaren Kindheit meines Mannes darzustellen, konnte das ja nur „in die Hose gehen“. Wenn ich dann sehe, wie lieb er zu dem Kleinen ist, wo er selbst so schlimme Dinge erlebt hat. So war mir das Gedicht sehr wichtig.
Eigentlich hatte ich es so gedacht, dass die ersten beiden Zeilen immer 6-hebig und die anderen beiden 5 hebig sein sollten. Durch Änderungen beim „gewiegt“, wo ich zuvor „gewähnt“ hatte und keinen adäquaten Reim fand, habe ich gebastelt. Das merkt man und so kommen die falschen 5 Heber zustande.

Auch der Schluss ist verschwurbelt, mit den Bezügen. Meine Güte, so was Dilettantisches habe ich ja lange nicht abgeliefert – es ärgert mich.
Natürlich hältst du dich auf Grund meiner gewohnten Schreibqualität und der nachhaltigen Aussage, die du voll erfasst hast, kollegial zurück in deiner Kritik. Dafür an dieser Stelle meinen verschämten Dank.
Das Gedicht ist mir aber persönlich zu wichtig- Darum habe ich mich um Änderung bemüht:
Die grob verfugten Mauerspalten habe ich als Bild eingefügt, dass eben nichts nach außen dringen soll.
Deinen Vorschlag mit dem still-ER habe ich übernommen.
Die „unterkühlten“ Fensterscheiben ( kann mich an gleichlautende Zeilen bei dir nicht erinnern) war mir wichtig, weil die Mutter eben kühl zum Kind ist ( sie ist überhaupt unterkühlt, ich kenne sie ja auch), die Fenster aber nach außen immer schön sauber…. Es sollte ja bloß nichts von Kindesmisshandlung sichtbar sein nach außen.
Das Unterkühlte ist auch deswegen wichtig, weil es nicht nur um körperliche Gewalt geht, sondern auch um psychische Kälte.
Der Zeitenwechsel ist gewollt, um zu zeigen, dass das Kind, das heut ein Mann ist, immer noch so empfindet( die Nebel, die immer noch da sind). Ich hoffe, es wird nun in der Neufassung etwas klarer.
Die von mir gewollten 6er, 5er Hebungen habe ich auch korrigiert.
Es ist traurig zu sehen, wie schlecht es manchen Kindern im Elternhaus ging und wie sie dieses Leid in ihr Leben tragen, oder besser durch ihr Leben, gerade, wenn die Eltern versterben, ohne ihre Schuld zurückgenommen zu haben. Und dann gibt es wieder Kinder, zu denen ich auch gehörte, meine Tochter, unser Enkelchen, die sich so was gar nicht vorstellen können, weil sie von den Eltern nichts als überschwängliche Liebe kennen. Es macht mich traurig.
Danke für deinen netten und engagierten Kommentar. Vielleicht magst du meine Neufassung, wo ich komplett umgeschrieben habe im letzten Vers, noch einmal besenfen.
Nebel-Geheimnis
Es senkt der Nebel sich auf dürre Trauerweiden,
der Regen klopft an unterkühlte Fensterscheiben
in einer Nacht, da dunkle Träume bleiben,
und alle Wesen stiller in sich leiden.
Der Gnadenhimmel, dessen Sternkleid glanzlos liegt
wirft Feuchtigkeit durch grob verfugte Mauerspalten.
Noch als die Nebel vor dem Tore wallten,
hat sich das Kind in Sicherheit gewiegt.
Es dachte lebenslang, das müsste wohl so sein,
denn jene schmalen Schultern, die sich heut noch neigen,
belegten sie mit dem Gebot, zu schweigen.
Das Kind im Manne bleibt verstummt, allein.
LG von Koko