Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 11.02.2017, 14:20   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi Laie!

Rilke ist auch mein großes Vorbild, der leuchtende Stern, dem ich folge.

Ich selbst würde mich als Rilkeepigonen bezeichnen, und manch andere in den Foren tun das auch, aber andere werden nicht müde mir zu sagen, ich hätte längst meinen eigenen Stil gefunden.
Für mich bleiben die Übergänge fließend, denn wiewohl ich viele andere Themen behandle als Rilke es tat und viele von seinen Themen nicht berühre - oder anders als er (siehe Gläubigkeit), wurzelt all meine Begeisterung und alles, was ich aus ihr heraus schrieb und schreibe, doch in meiner Bewunderung für diesen Poeten.

Was soll's also, sich Gedanken zu machen, inwiefern wir uns von Vorbildern unterscheiden!

Ich habe diesen Zwang in aller Kunst, stets "Das Neue" zu suchen, so als wäre das Althergebrachte plötzlich nicht mehr gut genug, nie verstanden! Gerade in der Dichtkunst ist es leider überdeutlich, wie leichthin etwas verworfen oder als überkommen abgetan wird, nur weil einige behaupten, es wäre aus der Mode, und ihre neue Poesie der Weisheit letzter Schluss! Was die sog. "moderne Lyrik" mit ihren onomatopoetischen Experimenten und ihrem frei aus dem wirren Unterbewussten abgetropften sinnfreien Versen (die man eigentlich gar nicht mehr als solche bezeichnen will - eher als lyrikartig optisch strukturierte Prosa ohen jeden Anspruch auf Grammatik oder Aussage) angeht, kann ich dieses Argument schon gar nicht nachvollziehen! Mir graut's vor den meisten dieser melodie- und reimfreien Ergüsse!

Wir lieben und gestalten schöne Lyrik - nur darauf kommt es an! Und wir tun es zu unserer Freude, nicht zu der eines exaltieren Kunstanspruchs oder eines allzu rasch gelangweilten Publikums, das in seiner dekadenten Ignoranz kulturell hochnäsig unterhalten sein will!

Dafür gehe ich auch gern das Risiko ein, dass meine Texte mit mir verschwinden, weil sie in den Augen eingebildeter Fazken nie genug "künstlerische Bedeutung" hatten, um erhalten zu werden. Krank ist diese Einstellung, wenn man mich fragt - aber da dies keiner tut und auch keiner auf meine Antwort hören würde, dürfen solche selbstgefälligen Hirnwixer weiterhin bestimmen, was als "wahre Kunst" gelten darf!

Wenn ein abgehalfterter Folksänger, der sich lange zu fein ist, dem Komittee zu antworten oder den Preis persönlich entgegenzunehmen, den Literaturnobelpreis WEGEN SEINER GENUSCHELTEN LIEDTEXTE bekommen kann, dann sind wir ohnehin schon in der letzten Phase der Selbstdemontage jeglicher Sprachkunst! Das geht genauso wie in der bildenden Kunst: Erst Abstrahierung, dann Abstrakte Malerei, dann Konzeptkunst, dann darf ALLES Kunst sein, Hauptsache, einer stellt sich dazu, zeigt drauf und behauptet, dass es welche ist! Und ebenso verhält es sich mit der klassischen Orchestermusik: Danach kam 12Tonmusik, danach die sog. "neue Klassik", wo jegliche wie beliebig geräuschliche Kakophonie ohne Takt und nachvollziehbaren Zusammenhang als Sinfonie bezeichnet werden darf, solang ein der eingeschworenen Szene geläufiger Name unter dem Werk steht. Diese Devianztöner dürfen behaupten, ihr Industriehallengekreische mit deplatziertem Geigenpart sei tatsächlich (noch) Musik! Selbstdemontage eben - in immer kleineren Zirkeln abgehobener Wichtigtuer und Selbstdarsteller, während die richtige Welt draußen längst andere Wege geht. Ich frage mich, ob sie ihr Austerben überhaupt selbst bemerken werden, solange sie staatlich sogar noch subventioniert werden ...

Ach, jetzt habe ich mich wieder mal in Rage geredet! Sorry. Ich hoffe, du kannst was damit anfangen.

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (11.02.2017 um 17:57 Uhr)
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten