Gedichte-Eiland

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Antigone 20.09.2012 11:12

September III
 
Seit langem frage ich mich im geheimen,
was Bäume im September wohl so denken.
Denn könnten darin nicht Gedanken keimen,
den alten Lebenskreislauf zu beschränken?

Gesetzt den Fall, der Herbstmond fiele aus,
dem Sommer folge auf dem Fuß der Winter -
er wäre durchaus denkbar, solch ein Graus!
Ein Umsturz steckte zweifellos dahinter.

Was aber schrieben Dichter dann, die Denker,
ganz ohne Spinnenreise, Nebelmorgen?
Das Chaos wär vollkommen, ja, zum Henker!
Und unsre Dichter hätten schwere Sorgen.

Nun haben Bäume aber nichts zu sagen.
Sie stehen wortlos, grünlich in der Gegend.
Wie immer kommt der Herbst mit kühlen Tagen -
den Bäumen ist da gar nichts weltbewegend.

Walther 12.10.2012 20:34

Zitat:

Zitat von Antigone (Beitrag 64265)
Seit langem frage ich mich im Geheimen,
was Bäume im September wohl so denken.
Denn könnten darin nicht Gedanken keimen,
den alten Lebenskreislauf zu beschränken?

Gesetzt den Fall, der Herbstmond fiele aus,
dem Sommer folgte auf dem Fuß der Winter -
er wäre durchaus denkbar, solch ein Graus!
Ein Umsturz steckte zweifellos dahinter.

Was aber schrieben Dichter dann, die Denker,
ganz ohne Spinnenreise, Nebelmorgen?
Das Chaos wär vollkommen, ja, zum Henker!
Und unsre Dichter hätten schwere Sorgen.

Nun haben Bäume aber nichts zu sagen.
Sie stehen wortlos da, sie schweigen sich aus.
Wie immer kommt der Herbst mit kühlen Tagen,
und Bäume, ach, sie machen sich nichts draus.

hi antigone.

oben habe ich zwei schreibfehler ausgebaut und zwei glättungen vorgenommen, damit die sprache besser in der form fließt (schrift in blau). ich hoffe, du kannst mit den vorschlägen (die beiden glättungen) etwas anfangen.

die in orange gefärbten verse wollen nicht ganz rundlaufen, auch hier ist es die sprachmelodie, die einfach nicht in die form will. da solltest du dran feilen. die ganze 4. strophe könnte eine bearbeitung gebrauchen, denke ich.

die aussage gefällt, weil sie eine überlegung den bäumen in den eigentlich nicht vorhandenen mund legt, die wir alle haben. wenige jahreszeiten werden so fleißig bedichtet wie der herbst. vielleicht gerade deshalb, weil er eben ungute gefühle auslöst, selbst wenn er in farben und in der ernte schwelgt.

lg w.

Chavali 12.10.2012 20:51

Hallo Antigone,

ich mag Bäume und demzufolge auch Baumgedichte.
Du hast hier denselben das Denken angedichtet ;)

Die eigentliche Aussage aber (so meine ich) besteht in der Möglichkeit einer hervorragenden Beschreibung
dieser wunderbaren Gewächse wie auch der Natur überhaupt.
Die schönsten Gedichte sind sowieso Naturgedichte...und besonders die,
die den Herbst beschreiben.

Den Vorschlägen von Walther stimme ich zu; ich hatte in den bezeichneten Zeilen auch Betonungsschwierigkeiten,
habe mir den Text "zurechtgelesen", der mir insgesamt sehr gut gefallen hat.


Lieben Gruß,
Chavali



Antigone 23.10.2012 08:17

Lieber Walther,

danke für die Beschäftigung mit dem Text.

Im Geheimen schreibst du groß, wie es die neue Rechtschreibung verlangt. Ich nehme mir aber die Freiheit heraus, es klein zu schreiben nach der alten Rechtschreibung, weil ich diese Idiotie ablehne zu übernehmen. Denn die Großschreibung setzt die Frage nach einem Substantiv voraus, nämlich als Lokalbestimmung (Frage: Wo?) und nicht als Modalbestimmung (Frage: Wie?). Du siehst, bei dieser "Vereinfachung" für Schüler kommt das gute Deutsch unter die Räder. Ich hatte damals auch gegen die Einführung der neuen Rechtschreibung protestiert, übrigens im Bündnis mit sehr vielen deutschen Schriftstellern. Dass man sie trotzdem in Kraft gesetzt hat, verpflichtet mich nicht, sie anzuwenden.

Hab Dank für deine sonstigen Anmerkungen. Ich sehe mir den Text daraufhin noch mal an.

Lieben Gruß
Antigone



Liebe Chavali,

danke fürs Reinschauen. Ich habe die Stellen, wo du Schwierigkeiten hattest, geändert. Das Ganze ist natürlich nur ein kurioser Spaß, mehr nicht.

Lieben Gruß
Antigone


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