Gedichte-Eiland

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Antigone 17.09.2012 04:32

Sonntag, nachmittags
 
Beredtes Schweigen in den leeren Zimmern,
der Tag geht, wie er morgens kam ins Haus.
Du lauschst der Katze nach, dem zagen Wimmern.
Sonst aber schweigt die laute Welt sich aus.

Mit jeder Stunde stirbt ein Stück vom Tag.
Du stirbst mit ihr, begräbst dich selber noch.
Du buchst den Sonntag ab als Fehlbetrag.
Still fügst du, wieder mal, dich in das Joch.

16.9.12

Chavali 17.09.2012 18:30

Hallo Antigone,

eine bedrückende Situation, die wohl jeder einsame Mensch nur zu gut kennt.

Mir gefällt, wie du in acht Zeilen das ganze Elend komprimiert hast.
Besonders gut gelungen scheint mir die zweite Strophe.

In Strophe 1 meine ich in Zeile 2
Zitat:

der Tag geht, wie er morgens kam ins Haus.
ein Komma zu vermissen (hinter kam):

der Tag geht, wie er morgens kam, ins Haus.

Allerdings klingt das Ganze ein wenig verworren, denn du meinst ja, dass der Tag, wie er morgens kam,
abends verschwindet.

Wäre vielleicht besser:

der Tag flieht, wie er kam, zur Tür hinaus.

oder ähnlich :)


Wieder sehr gern gelesen und mit beschäftigt hat sich
Chavali

Erich Kykal 18.09.2012 08:33

Hi, Antigone!

Ja, das kenne ich! Man hat keinen Grund mehr, in die Welt zu gehen. Niemand, um sie zu teilen, niemand, der einen dort erwartet.
Die kranke Katze okkupiert einen, und man blickt aus den Fenstern lustlos in einen wundervollen Tag, bloß denkend: Wär ja schön, ABER....
Nichts scheint mehr all den Aufwand letztlich wert zu sein, und man verdämmert die Zeit vor dem Fernseher oder dem Computer, damit die Langeweile eines verschenkten Lebens nicht gar zu überwältigend werde.

Sehr gern gelesen und mich wiedererkannt!

LG, eKy

Antigone 19.09.2012 20:42

Sonntag, nachmittags
 
Lieber Chavali,

ja, ich verabscheue Sonntage, alles ist bei der Familie, und man sitzt allein zu Haus. Wenn man älter wird und allein dasteht, kann man vereinsamen. Zum Glück ist es nicht jeden Sonntag so, manchmal kommen die Kinder. Aber warum nicht auch mal darüber schreiben.

S1V2 scheint mir eindeutig: Wie der Tag morgens ins Haus kam, geht er wieder. Kein Komma hinter "kam". Aber ich denke darüber nach. Mal sehen.

Danke, freut mich sehr, dass du dich mit dem Textchen beschäftigt hast.


Lieber Erich,

es ist ein Kreuz mit dem Alleinsein. Wenn da die Bücher nicht wären, der Videorecorder nicht, sodass ich nicht aufs Fernsehprogramm angewiesen sein muss, und die Beschäftigung mit den Gedichten, ich würde rammdüsig werden. Zum Glück bin ich noch ganz gut körperlich beisammen, sodass ich öfter mal rausfahre. Aber allein macht auch das nur den halben Spaß. Aber ich will nicht klagen, andere haben noch nicht mal Kinder, die ab und zu vorbeikommen. Und ich will ihnen ja auch nicht ständig auf der Pelle sitzen.
Man könnte wunderlich werden dabei.

Lieben Gruß
Antigone

Erich Kykal 19.09.2012 21:44

Hi, Antigone!

Ich bin 48, aber ich lebe recht eremitär mit 60 Kilo Übergewicht, kinderlos, treibend. Ohne Fernseher und Gedichteforen wäre ich...keine Ahnung, ehrlich gesagt.:confused:
Ich warte auf die Pensionierung als Lehrer, damit ich endlich keine Rotzlöffel mehr sehen muss.:D
Früher malte ich, dann war ich 15 Jahre lang "Rocker". Seit 7 Jahren schreibe ich Gedichte und lasse sie im Eigenverlag drucken. Reine Liebhaberei - das ist immer ein Verlustgeschäft.
Im großen und ganzen bin ich freudlos, aber nicht allzu unzufrieden - es könnte alles schlimmer sein!:rolleyes:

Du siehst - es geht mir ähnlich bis schlimmer. Wunderlich? Ich denke manchmal, dahin sollte ich ZURÜCK! (Kicher, Querglotz, Grimassier...)

LG, eKy

Antigone 21.09.2012 15:22

Sonntag, nachmittags
 
Lieber Erich,

es geht den Menschen wie den Leuten. Etwas braucht der Mensch, damit er merkt, dass er noch lebendig ist. Schlimm wird es ja nur, wenn es ausartet mit den Gedichteforen und dem Fernsehen und sonst nichts. Der Tiefpunkt wäre langsames Eindösen auf dem Sofa.

Dass du dich mit der Pensionierung von den Gören erlöst fühlen wirst, kann ich absolut nachvollziehen. Mir haben meine eigenen drei Knaben bereits gereicht. Und wenn ich ganz ehrlich bin, reichen sie mir heute immer noch, manchmal jedenfalls. Trotzdem, es ist schön, dass sie da sind.

Ich habe noch keine Gedichtsammlung herausgebracht, obwohl ich schon so viele Jahre Gedichte schreibe. Ich stehe aber mit einem Verlag (kein Bezahlverlag) so gut wie auf gutem Fuß, wenigstens ein einziges Buch herauszubringen. Bisher fand ich meine Gedichte irgendwie immer noch nicht druckenswert, und es ist auch ziemlich schwierig, eine Auswahl zu treffen. Deshalb stelle ich ja auch gehäuft Texte ein, weil ich hoffe, ich krieg von euch noch ein paar brauchbare Hinweise, bis ich das Manu abschicke. Raffiniert, ich weiß, mach einer was. Jedenfalls sind meine Jungs schon ganz heiß darauf, endlich ein Buch ihrer Mutter in den Händen halten zu dürfen.

Was das Wunderliche angeht, so können wir Lyriker uns da wohl kaum beklagen. Welcher Hirntote setzt sich eigentlich außer uns hin, bemüht seine letzten Hirnwindungen für null overt? Es ist schon so: Wer schreibt, wird nie ein seriöser Koofmich.

Lieben Gruß
Antigone

Erich Kykal 21.09.2012 20:58

Hi, A.!

Schluck - ich döse immer wieder mal auf'm Sofa ein, beim Fernsehen. Scheint eine Alters- und/oder Zustandserscheinung zu sein.:D

Ein "Koofmich" (nettes Wort - kannte ich nicht) war ich ohnehin nie.

LG, eKy


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