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Im Kaffeehaus
Erst unlängst dachte ich: Na he –
geh doch mal wieder ins Kaffee! Dort kannst du herrlich dich entspannen von all den Pechs und Pleiten, Pannen, die dir das Leben und die Welt andauernd vor die Nase hält. Gesagt, getan! Ich saß im Winkel, rechts neben mir zwei feine Pinkel, vor mir zwei Mädels, Mitte zwanzig, und links ein Künstlertyp, leicht ranzig im äußeren Erscheinungsbild. Ich trank Espresso, schwarz und mild. Da hört ich schon ein Handy läuten. Ich musste es nicht lange deuten. Denn schon erfuhr ich – wider Willen: „Der Stadtrat spinnt! Der hat doch Grillen! Da legen sich die Grünen quer und torpedier’n den Stadtverkehr…“ „Nein, nein – wir müssen erst mal schauen, dass wir uns finden! Das Vertrauen, das kommt doch nicht so über Nacht. Und außerdem ist mein Verdacht, dass ers mit dieser Lisa treibt. Dann soll er bleiben, wo er bleibt!“ verkündete vor mir das Mädel und schüttelte den blonden Schädel. Der Künstler links ließ einen Fluch und schnäuzte sich ins Taschentuch, geräuschvoll, und mit wenig Schämen. Ich wollte grade Zucker nehmen, da sagte rechts der andre Feine: „Dem Kretschmer nehmen sie die Beine. Hat Zucker. Schon seit vielen Jahren! Er wollte nie an Süßem sparen. Mir gehn sie morgen an die Mandeln Doch ich lass mich nicht gern behandeln….“ „Du musst da wirklich an dich denken! Da kann er dir wer-weiß-was schenken! Das ist doch ein Vertrauensbruch…!“ Ich guckte links aufs Taschentuch. Nun popelte er mit den Fingern und winkte den zwei jungen Dingern! „ Wir brauchen rasch einen Bescheid! Im Grunde bin ichs ja schon Leid: Was hier die Gremien verbocken an Geld! Da bleibt kein Auge trocken…!“ „Vielleicht braucht ihr ne Therapie?“ kam nun der Rat von Vis-a vis. Links Außen blickte auf die Uhr und malte eine kleine Spur aufs Tischtuch, zarte, grüne Schlieren: „ Den Typen könnt ich massakrieren…!“ Ich hatte nun genug gesehn, stand auf und wandte mich zum Gehen. Seitdem sitz ich nur noch zu Hause, genieße meine Kaffeejause. Allein, ohne Geräuschkulissen, verschlinge ich die Leckerbissen! Dann hör ich im Kaffeehaus nicht, wie sich die Welt den Kopf zerbricht… |
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