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Falderwald 16.07.2010 20:30

Die Welt, die wir erschaffen
 
Die Welt, die wir erschaffen


Er fürchtet weder Tod noch Teufel,
das Leben ist ihm scheißegal,
es plagen ihn auch keine Zweifel
in seinem kleinen Jammertal.

Mit neun verliert er seinen Vater,
mit zehn erwischt es einen Freund,
mit elf zählt er die Bombenkrater,
mit zwölf schießt er den ersten Feind.

Mit dreizehn wird er nicht mehr zittern,
wenn Blut aus tiefen Wunden spritzt,
er kennt den Klang, wenn Knochen splittern,
sieht manchen Körper aufgeschlitzt.

Mit vierzehn glaubt er noch ans Siegen,
als die Granate explodiert
und stückchenweise bleibt er liegen,
bis er im eignen Dreck krepiert.

Das ist die Welt, die wir erschaffen,
wir handeln gegen Gottes Wort,
wir töten mit modernen Waffen,
ein Krieg ist kollektiver Mord.

Falderwald
. .. .

Walther 16.07.2010 20:47

Lb. Falderwald,

das ist eine sehr traurige Geschichte, die Du bedichtest. Hier
Zitat:

das Leben ist ihm scheißegal
ist Dir ein kleines Schreibfehlerchen unterlaufen. Den letzten Vers würde ich wie folgt fassen:
Zitat:

der Krieg ist kollektiver Mord.
Das ist keine Begründung sondern eine Feststellung, die nahtlos an die Feststellung des Verses davor anschließt.

Danke und Gruß

W.

Cimex 16.07.2010 21:24

Lieber Falderwald!

Ein tiefernstes und tieftrauriges Thema. Wieviele Kinderseelen mögen in den Kriegen unserer Welt schon verdorrt sein in der Weise, die du verdichtet hast!

Besonders berührt hat mich die Strophe...

Zitat:

Mit dreizehn wird er nicht mehr zittern,
wenn Blut aus tiefen Wunden spritzt,
er kennt den Klang, wenn Knochen splittern,
sieht manchen Körper aufgeschlitzt.
... weil sie die Endgültigkeit der Zerstörung einer Kinderseele so drastisch zeigt. Du klagst darin nicht an - du berichtest - und gerade dieser fast phlegmatisch nüchterne Stil legt die Hoffnungslosigkeit offen, die am Ende einer solchen Entwicklung steht.

Selbstverständlich lastet das Gewicht des Themas so schwer, dass dabei fast deine Umsetzung auf gewohnt hohem Niveau in den Hintergrund treten muss. Was bleibt zu sagen? Ein gelungenes Werk.

Walthers Anmerkungen schließe ich mich an und bedanke mich für dein lyrisches Aufrütteln. Auch wenn wir wissen, dass sich die Welt kaum ändern wird, halte ich dies für einen der wichtigsten Aufträge an die Dichter- und Schreiberzunft.

Liebe Grüße,
Peter

Falderwald 20.07.2010 22:59

Guten Abend Walther,

ja, das ist fürwahr eine traurige Geschichte.
Und genau so traurig ist es, daß auch unsere Regierung Soldaten und Tötungsmaschinen zur Verfügung stellt, um solche Geschichten real zu erschaffen.

Ich danke dir fürs Lesen und die Hinweise und habe die Fehler behoben...:)


Hi Peter,

ja, ich schrieb es schon an Walther, daß dies wirklich eine traurige Geschichte ist.
Viel zu viele Kinderseelen sind auf diese Weise schon vernichtet worden und ich frage mich wirklich manchmal, mit welchem Recht sich manche Teile der Menschheit zivilisiert nennen, wenn sie es bis heute nicht auf die Reihe bekommen, in Frieden miteinander zu leben.

Wir leben im 21. Jahrhundert und schlagen uns immer noch gegenseitig die Schädel ein.

Aber auch dies ist eben ein Produkt unserer modernen kapitalistischen Gesellschaftsordnung, wie unser vor kurzem zurückgetretener Bundespräsident Herr Köhler in einem Interview angedeutet hat.

Und so treffen zwei oder mehrere verschiedene Ideologien aufeinander und es knallt.
Wir haben nichts gelernt, niemand, weder die religiösen Fanatiker noch die kapitalistischen Fundamentalisten oder Vertreter anderer Ideologien.
Da ist keiner besser als der andere und so bleibt uns Dichtern wohl nichts anderes übrig, als ab und zu ein Zeichen zu setzen.

Ich freue mich, daß du den Text in diesem Sinne als gelungen empfindest...:)


Vielen Dank für eure Kommentare...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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